Hybridheizungen im Überblick
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2024
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6
Minuten
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Hannah Wirtz

Hybridheizungen im Überblick

Eine Hybridheizung kombiniert unterschiedliche Heiztechnologien, um sowohl Wärme als auch Warmwasser bereitzustellen. Auf diese Weise können Sie Ihren Bedarf an fossilen Brennstoffen reduzieren, können sich aber noch immer auf eine gesicherte Versorgung verlassen.

Was ist eine Hybridheizung?

Systeme, die sich aus mindestens zwei unterschiedlichen Technologien zusammensetzen, werden in der Technik als Hybrid bezeichnet. Ein bekanntes Beispiel für solche Umsetzungen sind Hybridfahrzeuge, die sowohl mit einem Verbrennungsmotor als auch einem Elektroantrieb ausgestattet sind. Auch für die Beheizung von Räumen und die Warmwasserbereitstellung können hybride Systeme in Form verschiedener Heiztechnologien genutzt werden.

Die genaue Funktionsweise einer Hybrid-Heizungsanlage hängt davon ab, welche Wärmeerzeuger darin kombiniert wurden. Manche Geräte verbinden konventionelle Heizsysteme wie Gas- oder Ölheizungen mit erneuerbaren Energien, andere setzen auf die Kombination verschiedener regenerativer Energiequellen.

Die verschiedenen Systeme einer Hybridheizung sind in der Regel über den sogenannten Pufferspeicher miteinander vernetzt. Dieser speichert die Wärme quasi zwischen und verteilt sie bei Bedarf an die unterschiedlichen Abnehmer. Für die Wärmeerzeugung werden die erneuerbaren Energien bevorzugt. Wärmepumpen gewinnen Wärme aus Luft, Erdreich oder Grundwasser und speisen sie in den Pufferspeicher ein, von wo aus sie an das Heizverteilsystem bzw. die Warmwasserabnehmer weitergeleitet wird. Kann die Wärmepumpe weniger Energie bereitstellen oder steigt der Bedarf an Heizungswärme und/oder Warmwasser an, wird das zweite Heizsystem dazugeschaltet und sorgt für die Bereitstellung der fehlenden Energie.

Auf diese Weise kann die Anlage sowohl bedarfsgerecht als auch günstig und umweltfreundlich betrieben werden.

Hybridheizung: Welche Arten gibt es?

Genau genommen gibt es keine festgelegten Arten der Hybridheizung, da sich Systeme nahezu grenzenlos kombinieren lassen. Das hängt damit zusammen, dass der Pufferspeicher verschiedene Technologien nicht nachteilig beeinflusst.

Gerade in Altbauten, in denen das bestehende Heizsystem nachgerüstet wird, sind oft Hybridheizungen zu finden, die sich aus einer Gas- bzw. Ölheizung und einer regenerativen Alternative wie einer Wärmepumpe zusammensetzen. Vorwiegend wird erneuerbare Energie genutzt, um den Bedarf zu decken.

Fossile und erneuerbare Energieträger in Kombination

Hybride Heizsysteme setzen sich oft aus fossilen und regenerativen Energieträgern zusammen. So können die Vorteile beider Systeme optimal genutzt werden. Zum einen gewährleisten fossile Brennstoffe eine zuverlässige Versorgung, zum anderen sorgt der Einsatz erneuerbarer Energien für einen umweltfreundlichen, zukunftsfähigen Betrieb und unterstützt die eigene Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über bei Hybridheizungen weit verbreitete Energieträger:

Gas-Hybridheizungen

Deutschlandweit setzt rund die Hälfte aller Privathaushalte auf Gas. Der Energieträger gilt als sehr zuverlässig, verfügt über einen hohen Energiegehalt und lässt sich in modernen Geräten effizient nutzen. Allerdings unterliegen die Gaspreise starken Schwankungen. Zudem sind reine Gasheizungen in Neubauten nicht mehr als Heizsystem zugelassen. In Kombination mit einer Wärmepumpe können Sie die Gasheizung jedoch als Hybridsystem weiter nutzen bzw. einbauen lassen.

Öl-Hybridheizungen

Als Energieträger hat Öl im Laufe der letzten Jahre an Bedeutung verloren. An sich gilt es aber als zuverlässig und hochenergetisch. Auch hier wird im Allgemeinen auf die Kombination mit einer Wärmepumpe gesetzt.

Wärmepumpen-Hybridheizungen

Wärmepumpen setzen auf die Umweltwärme, um Energie zu gewinnen. Im Kältemittelkreislauf wird die in Luft, Erdreich oder Grundwasser befindliche Wärme nutzbar gemacht, indem sie auf ein Kältemittel übertragen wird, dessen Druck- und Temperaturniveau angehoben wird.

Wärmepumpen lassen sich vielseitig einsetzen und kombinieren. Für Heizungssysteme mit niedrigem Temperaturniveau, wie Fußbodenheizungen, sind sie nahezu prädestiniert. In der Regel arbeiten Wärmepumpen jedoch auch als alleiniges Heizsystem so effizient, dass eine Kombination gar nicht notwendig ist.

Hybridheizungen mit Solarenergie

Sonnenenergie kann sowohl mit Solarthermie als auch mit einer Photovoltaikanlage genutzt werden, um Energie zu regenerieren.

Bei Solarthermie-Anlagen werden Solarkollektoren genutzt, in denen die durchfließende Trägerflüssigkeit bzw. das durchfließende Wasser sich mittels Sonneneinstrahlung aufheizt und anschließend dem Heizungskreislauf zugeführt wird. Die Verbindung mit einem Pufferspeicher bietet sich hier an, damit die Wärme, die während der Sonnenstunden erzeugt wird, erst dann genutzt werden kann, wenn sie tatsächlich benötigt wird.

Eine PV-Anlage hingegen erzeugt elektrische Energie. Hierfür werden Solarzellen genutzt. Bei der erzeugten Energie handelt es sich um Gleichstrom, der mittels Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt wird und somit für uns nutzbar ist. Kombiniert mit einer Wärmepumpe kann der so selbst erzeugte Strom genutzt werden, um den Kompressor anzutreiben, was zu einem noch umweltfreundlicheren Betrieb der Wärmepumpe beiträgt.

Hybridheizungen mit nachwachsenden Rohstoffen

Anstatt fossiler Brennstoffe können Sie auch nachwachsende Rohstoffe für den Heizungsbetrieb nutzen. Pellet- oder Holzscheitheizungen sind hierbei gute Optionen. Da beim Verbrennungsprozess lediglich so viel CO₂ freigesetzt wird, wie die Pflanze der Umwelt während ihres Wachstums entzogen hat, spricht man von einem klimaneutralen Prozess.

EE-Hybridheizungen

Bei den sogenannten EE-Hybridheizungen handelt es sich um Systeme, die auf zwei regenerative Wärmeerzeuger setzen. Das EE steht also für “Erneuerbare Energie”. Hier kommen Kombinationen aus Wärmepumpe, Solar- und Pelletheizungen oder Holzscheitheizungen in Frage. EE-Hybridheizungen arbeiten besonders umweltfreundlich, weshalb sie auch von höheren staatlichen Förderungen profitieren.

Hybridheizungen: Betriebsweisen im Überblick

Abhängig von der Art der gewählten Hybridheizung wird die Versorgungssicherheit durch unterschiedliche Betriebsweisen gewährleistet. Es wird in erster Linie zwischen drei Optionen unterschieden:

  • bivalent-alternativ
  • bivalent-parallel
  • bivalent-teilparallel

Im Folgenden beziehen wir uns auf eine Kombination aus dem beliebten System der Luft-Wasser-Wärmepumpe und einem Gas-Brennwertkessel.

1. Der bivalent-alternative Betrieb

Ist nur eines der beiden Systeme aktiv, spricht man im Fachjargon von einem bivalent-alternativen Betrieb. Diese Arbeitsweise bietet sich besonders bei Systemen an, die über eine hohe Vorlauf- und Rücklauftemperatur verfügen.

Wird die Kombination aus einer gängigen Luft-Wasser-Wärmepumpe und einem Gas-Brennwertkessel genutzt, ist zu beachten, dass der Wärmeanteil, der über die Wärmepumpe gedeckt wird, geringer ausfällt, als es bei einer bivalent-parallelen Nutzung der Fall wäre.

2. Der bivalent-parallele Betrieb

Beim bivalent-parallelen Betrieb deckt die Wärmepumpe den Bedarf über den Großteil des Jahres ab. Wird es so kalt, dass die Außentemperatur gewisse Werte unterschreitet, wird das zweite System unterstützend dazugeschaltet.

Bei dieser Arbeitsweise kann die Wärmepumpe in der Regel sowohl kleiner als auch kostengünstiger dimensioniert werden. Zudem überwiegt die Wärmegewinnung durch die Wärmepumpe, was positive Auswirkungen auf die Umwelt mit sich bringt.

3. Der bivalent-teilparallele Betrieb

Hierbei erfolgt die Zuschaltung des zweiten Systems, in diesem Fall des Gas-Brennwertkessels, abhängig von der Last. Herrschen extreme Bedingungen, etwa im tiefsten Winter, arbeitet der fossile Wärmeerzeuger allein.

Welche Arbeitsweise genutzt werden sollte, wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Zum einen hängt die Wahl von der Größe des zu beheizenden Gebäudes ab, zum anderen auch von individuellen Wünschen und Anforderungen. Wichtig ist vor allem, dass die Entscheidung entsprechend Ihrer individuellen Situation getroffen wird. Ziehen Sie hierfür einen Experten zu Rate.

Hybridheizungen: Die Kosten

Eine pauschale Festlegung der Kosten ist nicht möglich, da verschiedene Faktoren die Preisbildung beeinflussen. Dazu zählen unter anderem die Technologie, die Leistung der Anlage und der Gebäudezustand. Exakte Zahlen, zugeschnitten auf Ihre individuelle Situation, kann Ihnen nur ein professioneller Energieberater liefern.

Förderung

Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) profitieren auch Hybridheizungen von staatlichen Förderungen. Diese beziehen sich allerdings nur auf die regenerative Komponente des Systems. Je nach Art der Heizung können Sie mit Förderungen von 10 bis 35 % rechnen. Dazu kommen weitere  10 % extra Förderung, wenn Sie sich dazu entscheiden, alte Öl-, Gas-, Kohle- oder Nachtstromspeicherheizungen auszutauschen.

Vor- und Nachteile von Hybriden Heizsystemen

Hybride-Heizsysteme bieten sowohl Vorteile, als auch Nachteile. Demnach ist es hier auch schwer pauschale Empfehlungen auszusprechen. Lassen Sie sich hier von einem Experten beraten, der Ihre jeweilige Situation einschätzen kann.

Wann lohnt sich eine Hybridheizung

In einer Hybridheizung werden die Vorteile aus verschiedenen Systemen kombiniert, was sie zu einer lohnenswerten Investition machen kann. Ob es sich aber tatsächlich um die sinnvollste Lösung handelt, wird immer auch von der Gesamtsituation und den individuellen Voraussetzungen mitbestimmt.

In Bestandsgebäuden sind hybride Heizsysteme oft eine sinnvolle und kostengünstigere Lösung im Vergleich zum reinen Betrieb einer Wärmepumpe. Die Größe und der oftmals schlechtere Dämmzustand von Altbauten sorgen für eine erhöhte Heizlast. Dazu kommt, dass viele Bestandsgebäude weder über Flächenheizungen noch über große Heizkörper verfügen. Demnach würde für den reinen Wärmepumpen-Betrieb eine Anlage mit hoher Leistung benötigt, was wiederum mit höheren Kosten verbunden ist.

Die Umwandlung des bestehenden Heizsystems in eine Hybridheizung ist hier oft günstiger. Das regenerative System kann kleiner dimensioniert werden und einen Großteil der Heizlast und/oder Warmwasserbereitung übernehmen. Zu Spitzenlastzeiten, wie im Winter, kann das zweite System zur Unterstützung dazugeschaltet werden.

In Neubauten kann eine umweltfreundliche Heizalternative direkt bei der Planung berücksichtigt und integriert werden. Neu gebaute Gebäude verfügen über höhere energetische Standards, weshalb Hybridheizungen hier nicht unbedingt nötig sind. Situationsbedingt können sie aber durchaus eine sinnvolle Lösung sein, um ganzjährig die Wärmeversorgung zu sichern. Beachten Sie hier, dass laut gesetzlichen Auflagen ein Teil der Energie in Neubauten aus regenerativen Energien bezogen werden muss. Die Installation reiner Gas- oder Ölheizungen ist hier also gar nicht erst möglich.

Fazit

Eine Hybridheizung bietet eine flexible und nachhaltige Lösung für die Wärme- und Warmwasserversorgung, insbesondere in Bestandsgebäuden. Durch die Kombination fossiler und erneuerbarer Energiequellen ermöglicht sie eine optimierte Nutzung von Heizenergie, die sowohl Kosten als auch Emissionen reduziert. Gerade in Zeiten steigender Energiepreise und Umweltanforderungen zeigt sich die Hybridheizung als zukunftssicheres System, das durch staatliche Förderungen zusätzlich attraktiv wird. Für viele Haushalte stellt sie damit eine ideale Brücke dar, die Vorteile bestehender Systeme beizubehalten und gleichzeitig den Schritt in eine nachhaltigere Zukunft zu gehen.