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Linda Schiller
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Lesezeit:
6
Minuten

Lohnt sich eine Wärmepumpe in meinem Altbau? – Mit Checkliste

Kurz gesagt:

  • Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE untersucht die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden.
  • Das Ergebnis: Wärmepumpen können selbst in wenig sanierten Altbauten für eine effiziente, klimafreundliche Raumheizung und Trinkwassererwärmung sorgen. 
  • Entscheidend ist nicht das Alter einer Immobilie, sondern der energetische Standard sowie die übrige Anlagentechnik (s. Checkliste).
  • Seit Januar 2024 fördert der Staat den Heizungstausch mit bis zu 70 % der förderfähigen Kosten.

Niedrige Betriebskosten, ein hoher Wirkungsgrad, Wärmeerzeugung ohne fossile Ressourcen und unschlagbar niedrige CO₂-Emissionen – die Wärmepumpe gilt als das Heizsystem der Zukunft und als Schlüsseltechnologie der Energiewende. Sie benötigt nur eine geringe Menge Strom, um die unbegrenzte Energie aus der Luft, dem Grundwasser oder dem Erdreich nutzbar zu machen. 

Es überrascht also nicht, dass die elektrische Wärmepumpe das mit Abstand dominierende Heizsystem in Neubauten darstellt: Laut Statistischem Bundesamt wurde die Technologie im Jahr 2022 in 57 Prozent aller neuen Wohngebäude als primäre Heizenergiequelle verbaut. 

Doch wie verhält es sich im Bestand? Können Wärmepumpen auch in Altbauten wirtschaftlich sinnvoll und ökologisch vorteilhaft sein? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Fraunhofer-Institut bestätigt die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden

Dieser Frage geht das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE seit Ende 2019 im Rahmen des Projekts “WP-QS im Bestand” nach. In einem Feldtest wird die Effizienz von Luft- bzw. Erdwärmepumpen in Einfamilienhäusern der Baujahre 1826 bis 2001 messtechnisch untersucht. Die 75 Bestandsgebäude sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt und weisen unterschiedliche Sanierungsniveaus auf.

Der Wärmepumpen-Feldtest läuft noch bis Ende 2024. Aussagekräftige Zwischenergebnisse liegen aber bereits nach der einjährigen Messperiode von September 2022 bis August 2023 vor: Auch in Bestandsgebäuden können Wärmepumpen für eine effiziente, klimafreundliche Raumheizung und Trinkwassererwärmung sorgen. Das gilt laut Studie selbst für Häuser, die nicht oder nur geringfügig saniert wurden, denn das Funktionsprinzip der Wärmepumpe ermöglicht es, mit der eingesetzten elektrischen Energie ein Vielfaches an Energie in Form von Wärme zu gewinnen.

Die entscheidende Messgröße für die Effizienz einer Wärmepumpe ist die sogenannte Jahresarbeitszahl, kurz JAZ. Sie beziffert das Verhältnis von zugeführter Energie (Strom) zu erzeugter Energie (abgegebener Wärme). Je höher die JAZ, desto geringer die Stromkosten und CO₂-Emissionen. Eine Jahresarbeitszahl von 3 bedeutet beispielsweise, dass mit einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme erzeugt werden können. 

Im Gegensatz zu anderen Wärmepumpen-Kennzahlen wird die JAZ unter realen Bedingungen und über die Dauer eines gesamten Jahres gemessen. Berücksichtigt werden dabei das gesamte Heizsystem sowie weitere individuelle Einflussfaktoren, wie der Dämmstandard und das Nutzungsverhalten.

Die Untersuchung des Fraunhofer-Instituts kommt zu dem Ergebnis, dass Wärmepumpen auch in älteren, wenig sanierten Bestandsgebäuden zuverlässig, wirtschaftlich und ökologisch vorteilhaft arbeiten:

  • Die Außenluft-Wärmepumpen erzielten eine mittlere JAZ von 3,3 bei einer Bandbreite von 2,4 bis 4.
  • Die mit Erdwärme betriebenen Wärmepumpen waren mit einer JAZ von 3,6 bis 5,2 noch effizienter.

Checkliste: Lohnt sich eine Wärmepumpe in meinem Altbau?

Die Wärmepumpe ist in vielen Fällen auch im Altbau eine effiziente und umweltschonende Alternative zur Heizung mit fossilen Brennstoffen. Denn nach den im Fraunhofer-Projekt erhobenen Daten ist nicht das Alter einer Immobilie entscheidend, sondern der energetische Standard sowie die übrige Anlagentechnik. 

Ist es wirtschaftlich, eine Wärmepumpe in Ihrem Bestandsbau nachzurüsten? Die folgende Checkliste kann Ihnen als erste Orientierung dienen. Für den effizienten Einsatz in Neu- und Altbauten gilt jedoch gleichermaßen: Eine fachkundige Beratung und eine gute Planung sind unabdingbar.

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1. Heizenergiebedarf

Der Heizenergiebedarf gibt an, wie viel Energie in einem Haus pro Quadratmeter zum Heizen benötigt wird. Der Wert hängt vor allem von der Bauweise, der Stärke der Außenwände und dem Dämmstandard ab. Je weniger Heizenergie verbraucht wird, desto sparsamer kann auch die Wärmepumpe arbeiten. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat in seiner Feldstudie ermittelt, dass eine Wärmepumpe bis zu einem Heizenergiebedarf von 150 kWh pro Quadratmeter effizient arbeitet. Der Heizwärmebedarf kann im Energieausweis auf Seite 2 unter „Endenergiebedarf des Gebäudes“ abgelesen werden. 

Als Faustregel gilt: Häuser, die nach der dritten Wärmeschutzverordnung von 1995 gebaut wurden, haben einen ausreichend hohen Wärmeschutzstandard für den wirtschaftlichen Einsatz einer Wärmepumpe. Liegt der Heizwärmebedarf über den vom Fraunhofer-Institut empfohlenen 150 kWh pro Quadratmeter, kann eine energetische Sanierung, z. B. der Austausch von Fenstern und Türen oder eine nachträgliche Fassadendämmung sinnvoll sein.

2. Heizflächen

Eine wichtige Rolle für die Effizienz einer Wärmepumpe spielt die Temperatur, auf die sie das Heizungswasser erwärmen muss – die sogenannte Vorlauftemperatur. Damit Wärmepumpen effizient arbeiten, sollte die benötigte Vorlauftemperatur möglichst niedrig sein. Dabei gilt: Je größer die Heizflächen, desto niedriger ist die benötigte Vorlauftemperatur. Ideal sind daher großflächige Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungen, die in der Regel weniger als 35 Grad Celsius benötigen. Sie nachzurüsten ist allerdings teuer – und nicht notwendig. 

Eine kostengünstige Alternative für Bestandsbauten sind Niedertemperatur-Heizkörper. Diese erreichen trotz niedriger Vorlauftemperaturen von 35 bis 45 Grad die gleiche Heizwirkung wie klassische Radiatoren. Moderne Wärmepumpen mit Propan als Kältemittel erreichen sogar Vorlauftemperaturen von 75 Grad Celsius mit hoher Effizienz. Damit kann es möglich sein, klassische Heizkörper effizient weiterzubetreiben und auf einen Austausch zu verzichten.  


3. Aufstellort

Auch die Wahl des Aufstellungsortes der Wärmepumpe kann sich auf deren Effizienz und Leistung auswirken. Da eine Wärmepumpe in einem Altbau nicht von vornherein in das Gebäudekonzept integriert wurde, muss zunächst geprüft werden, ob ausreichend Platz für die Installation und Aufstellung vorhanden ist. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, Wärmepumpen aufzustellen: im Innenbereich, im Außenbereich oder bei Luftwärmepumpen aufgeteilt in eine Splitvariante (innen und außen).

Je nach Art der Wärmepumpe ist der Platzbedarf unterschiedlich:

  • Luft-Wasser-Wärmepumpe (außen): 1–2 m2
  • Luft-Wasser-Wärmepumpe (innen): 2–3 m2
  • Kollektoren einer Erdwärmepumpe: 300 m2 


4. Diese Wärmepumpentypen eignen sich für Altbauten

Es gibt drei Quellen, aus denen eine Wärmepumpe ihre Energie beziehen kann: Luft, Erde und Wasser. Welche Wärmepumpe im Einzelfall die optimale Wahl ist, hängt von den individuellen Gegebenheiten des Bestandsgebäudes sowie von den persönlichen Vorstellungen und der Investitionsbereitschaft ab.

5. Wie fördert der Staat Wärmepumpen im Bestand? 

Seit dem 1. Januar 2024 fördert der Staat den Heizungstausch mit bis zu 70 % der förderfähigen Kosten. Wärmepumpen erhalten die höchste Förderung, da sie den CO₂-Ausstoß am stärksten reduzieren.

Wichtig: Um eine staatliche Förderung zu erhalten, muss die Wärmepumpe eine rechnerische Jahresarbeitszahl von mindestens 3 aufweisen.

Förderfähig sind neben der Wärmepumpe auch weitere energetische Sanierungsmaßnahmen, wie z. B. Fassadendämmung, der Austausch von Fenstern und Türen oder die Fachplanung und die Baubegleitung von energetischen Sanierungsmaßnahmen durch einen zertifizierten Energie-Effizienz-Experten.

Selbstnutzende Eigentümer können über die KfW auch einen zinsgünstigen Ergänzungskredit für den Heizungstausch und die Umsetzung weiterer Einzelmaßnahmen beantragen. 

Die Höhe der staatlichen Förderung lässt sich durch die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) maximieren: Er lohnt sich sogar doppelt, denn er bringt 

  • einen zusätzlichen iSFP-Bonus von 5 % und 
  • eine Verdoppelung der maximal förderbaren Kosten von 30.000 € auf 60.000 €.  

Die förderfähigen Kosten für den Heizungstausch und die förderfähigen Kosten für Effizienzmaßnahmen werden im Jahr 2024 gesondert angerechnet. Das bedeutet, dass im selben Jahr sowohl der gesamte Betrag für den Heizungstausch als auch für die Umsetzung von Einzelmaßnahmen angerechnet werden kann.

Tipp: Alle Details zur staatlichen Förderung und dem Ergänzungskredit finden Sie in unseren FAQs

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