Energieausweis: Was ist das und was sagt er über Ihre Immobilie aus?
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2024
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Lesezeit:
5
Minuten
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Hannah Wirtz

Energieausweis: Was ist das und was sagt er über Ihre Immobilie aus?

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit werden in unserer Gesellschaft immer wichtiger. In diesem Zusammenhang gewinnt auch der Energieausweis zunehmend an Bedeutung. In diesem Artikel erklären wir, was ein Energieausweis ist, wie man ihn richtig liest und welche Arten es gibt.

Was ist ein Energieausweis?

Der Energieausweis ist der „Steckbrief“ eines Gebäudes, der Auskunft über dessen Energieeffizienz gibt. Er bewertet verschiedene Kriterien, die den Energieverbrauch eines Gebäudes beeinflussen, und hilft sowohl Eigentümern als auch Mietern und Käufern, die energetische Qualität der Immobilie besser zu verstehen. Zusätzlich enthält er Empfehlungen für mögliche Modernisierungsmaßnahmen und energetische Sanierungen.

Gemäß dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) sind alle Eigentümer, die ein Wohngebäude bauen, verkaufen, vermieten oder sanieren möchten, verpflichtet, einen Energieausweis vorzulegen. Die Kosten dafür müssen vom Eigentümer getragen werden. Für Einfamilienhäuser wird ein Ausweis für das gesamte Gebäude erstellt, während bei Mehrfamilienhäusern für jede Wohnung ein separater Ausweis erforderlich ist.

Der Energieausweis ordnet Gebäude nach Energieeffizienzklassen ein, die von A+ (sehr effizient) bis H (weniger effizient) reichen. Die Effizienz wird in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/(m²a)) angegeben.

Energieeffizienzklassen:

  • A+: Bis zu 30 kWh/(m²a)
  • A: 30 bis 50 kWh/(m²a)
  • B: 50 bis 75 kWh/(m²a)
  • C: 75 bis 100 kWh/(m²a)
  • D: 100 bis 130 kWh/(m²a)
  • E: 130 bis 160 kWh/(m²a)
  • F: 160 bis 200 kWh/(m²a)
  • G: 200 bis 250 kWh/(m²a)
  • H: Ab 250 kWh/(m²a)

Wenn Sie mehr über die Energieeffizienzklassen erfahren möchten, lesen Sie unseren ausführlichen Artikel dazu.

Arten von Energieausweisen

Es gibt zwei Haupttypen von Energieausweisen: den Verbrauchsausweis und den Bedarfsausweis.

Verbrauchsausweis

Der Verbrauchsausweis basiert auf dem tatsächlichen Energieverbrauch der letzten drei Jahre. Er ist vergleichsweise kostengünstig und schnell zu erstellen. Da er das Nutzerverhalten der Bewohner berücksichtigt, kann es zu Schwankungen in den Ergebnissen kommen. Der Verbrauchsausweis eignet sich vor allem für Gebäude mit vielen Bewohnern, da hier der Durchschnittsverbrauch aussagekräftiger ist.

Bedarfsausweis

Der Bedarfsausweis bewertet hingegen die theoretische Energieeffizienz eines Gebäudes, basierend auf baulichen Merkmalen wie Dämmung, Heizanlagen und der Gebäudehülle. Hier spielt das Nutzerverhalten keine Rolle, weshalb der Bedarfsausweis als objektiver und zuverlässiger für die Bewertung des energetischen Zustands gilt. Besonders bei Sanierungsplanungen ist dieser Ausweis sinnvoll, da er Schwachstellen im Energiekonzept des Gebäudes aufdeckt.

Voraussetzungen für einen Bedarfsausweis:
  • Der Bedarfsausweis muss von qualifiziertem Fachpersonal (z. B. Energieberater) ausgestellt werden.
  • Detaillierte Angaben zur Bausubstanz und zum Zustand der technischen Anlagen sind notwendig.
  • Eine Vor-Ort-Begehung ist in der Regel erforderlich, um eine präzise Bewertung vornehmen zu können.
  • Auch aktuelle Daten zu Heiz- und Energieverbrauchsanlagen werden benötigt, um die theoretische Energieeffizienz korrekt zu berechnen.

Energieausweis: Regelungen & Verpflichtungen

Der Energieausweis unterliegt den Bestimmungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Eine Novellierung im Januar 2024 schreibt vor, dass neu installierte Heizsysteme zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Der Energieausweis ist seit 2009 für Eigentümer verpflichtend, die ihre Immobilie verkaufen, vermieten oder sanieren möchten. Ursprünglich war dies in der Energieeinsparverordnung (EnEV) geregelt, die 2020 vom GEG abgelöst wurde.

Der Energieausweis schafft Transparenz über den Energieverbrauch eines Gebäudes und enthält zudem Empfehlungen für energetische Sanierungsmaßnahmen. Eigentümer oder Makler sind gesetzlich verpflichtet, potenziellen Käufern oder Mietern den gültigen Energieausweis vorzulegen.

Kontrolle und Bußgelder

In Deutschland gibt es keine zentrale Behörde, die für die Überwachung des Energieausweises verantwortlich ist. Die Kontrolle wird je nach Bundesland von Bauaufsichtsbehörden, Landesverwaltungsämtern oder Bezirksämtern durchgeführt. Das Fehlen eines gültigen Energieausweises beim Verkauf oder der Vermietung einer Immobilie stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einem Bußgeld von bis zu 10.000 Euro geahndet werden kann.

Informationswert des Energieausweises

Der Energieausweis enthält eine Vielzahl an wichtigen Informationen, die den Energiezustand einer Immobilie widerspiegeln. Dazu zählen:

  • Energieeffizienzklasse
  • Energieverbrauch oder Energiebedarf
  • Angaben zur Primärenergiequelle
  • Baujahr des Gebäudes und der Heizungsanlage
  • Empfehlungen zu Sanierungsmaßnahmen
  • Daten des Ausstellers

Der Ausweis ist 10 Jahre lang gültig und muss nach Ablauf oder nach größeren Renovierungen neu erstellt werden. Unter umfangreichen Renovierungen versteht man bauliche Veränderungen, bei denen mehr als 10 % eines Bauteils, wie etwa der Fassade oder des Daches, betroffen sind. In diesem Fall müssen die entsprechenden Teile des Gebäudes gemäß den aktuellen GEG-Vorgaben ****energetisch saniert werden.

Der Energieausweis umfasst in der Regel fünf Seiten. Zu Beginn werden die Grunddaten des Gebäudes und die Art des Energieausweises aufgeführt. Die Energieeffizienz wird auf einer Farbskala von grün (sehr effizient) bis rot (weniger effizient) dargestellt. Zwei Pfeile zeigen den Endenergiebedarf (oben) und den Primärenergiebedarf (unten) des Gebäudes an. Beim Bedarfsausweis wird zusätzlich die Treibhausgasemission des Gebäudes auf einer Skala angegeben.

Auf den letzten Seiten finden sich Empfehlungen zur Verbesserung der Energieeffizienz. Diese sind jedoch nicht verpflichtend, bieten aber einen Anhaltspunkt für potenzielle Sanierungsmaßnahmen. Eine individuelle Energieberatung kann helfen, maßgeschneiderte Lösungen zur Verbesserung der Energieeffizienz zu finden.

Primärenergiewert und Endenergiewert

Es wird zwischen dem Primärenergiewert und dem Endenergiewert eines Gebäudes unterschieden.

  • Der Primärenergiebedarf gibt an, wie viel fossile Energie inklusive aller Verluste durch Abbau, Transport und Verarbeitung benötigt wird, um das Gebäude zu versorgen. Er bezieht sich auf die gesamte Kette der Energiebereitstellung und ist besonders für den Klimaschutz relevant.
  • Der Endenergiebedarf hingegen beschreibt die tatsächliche Energiemenge, die jährlich für Heizung, Warmwasser und Lüftung im Gebäude benötigt wird. Dieser Wert gibt Aufschluss darüber, wie viel Energie ein Gebäude tatsächlich verbraucht.

Sanierungs- und Modernisierungsempfehlungen im Energieausweis

Der Energieausweis enthält wertvolle Sanierungs- und Modernisierungsempfehlungen zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden. Diese Hinweise bieten kompakte Vorschläge, wie beispielsweise die Dämmung verbessert oder die Heizungsanlage optimiert werden kann, etwa durch den Einsatz von erneuerbaren Energien. Obwohl die Umsetzung der Empfehlungen nicht verpflichtend ist, kann sie erhebliche Einsparungen und eine Aufwertung der Immobilie mit sich bringen. Zu den empfohlenen Maßnahmen zählen:

  • Dämmung von Dach, Außenwänden und Kellerdecke
  • Austausch von Fenstern oder Verglasungen
  • Isolierung von Heizungsrohren und Installation von Thermostatventilen
  • Einrichtung von Solaranlagen oder Belüftungssystemen

Die im Energieausweis aufgeführten Maßnahmen können als Einzelprojekte oder im Rahmen einer umfassenderen energetischen Sanierung umgesetzt werden. In manchen Fällen gibt der Aussteller des Ausweises auch eine Schätzung der Amortisationszeit und der Kosten pro eingesparter Kilowattstunde Energie an.

Für eine detailliertere Planung einer Sanierung empfiehlt es sich, eine professionelle Energieberatung in Anspruch zu nehmen. Diese liefert eine umfassende Analyse und zielgerichtete Maßnahmenvorschläge, besonders wenn der vorliegende Energieausweis ein Verbrauchsausweis ist, der auf Verbrauchsdaten basiert und keine Vor-Ort-Besichtigung erfordert. Ein Bedarfsausweis hingegen kann bereits eine fundierte Grundlage für Sanierungsmaßnahmen bieten.

Bedeutung des Energieausweises für Heizsysteme

Der Energieausweis liefert nicht nur Informationen über den Energieverbrauch, sondern ist auch ein wertvolles Tool zur Optimierung und Planung von Heizsystemen, wie etwa Wärmepumpen. Die im Energieausweis enthaltenen Daten zur Gebäudehülle und Heiztechnik sind für die Auswahl und Dimensionierung einer passenden Heizanlage entscheidend. So unterstützt der Energieausweis bei der Verbesserung der Heiz-Infrastruktur und kann helfen, den Einsatz erneuerbarer Energien effizienter zu gestalten.

Tipps für Immobilien-Interessenten: So prüfen Sie den Energiestandard bei Besichtigungen

Wenn Sie eine Immobilie besichtigen, sollten Sie nicht nur auf den Energieausweis vertrauen. Achten Sie auch auf folgende Aspekte, um den tatsächlichen Energiestandard der Immobilie zu überprüfen:

  1. Wärmedämmung: Optimal gedämmte Außenwände, Kellerdecken und Dachböden reduzieren den Energieverbrauch erheblich.
  2. Fenster: Moderne Wärmeschutzverglasung und gut abgedichtete Türen verhindern unnötige Wärmeverluste.
  3. Wohnlage im Gebäude: Wohnungen, die an Außenwände oder unbeheizte Bereiche angrenzen, benötigen mehr Heizenergie. Fragen Sie nach den Heizkostenabrechnungen der letzten Jahre.
  4. Heizung: Informieren Sie sich über das Heizsystem. Der Energieträger beeinflusst die Heizkosten erheblich. Beispielsweise haben Gasheizungen andere Kosten als Öl- oder Elektroheizungen.
  5. Warmwasserbereitung: Je nach Warmwasserverbrauch kann eine zentrale Warmwasserversorgung oder moderne Durchlauferhitzer die wirtschaftlichere Option sein.

Fazit

Der Energieausweis ist ein wesentliches Instrument zur Bewertung der Energieeffizienz von Immobilien und seit 2009 verpflichtend, wenn ein Gebäude verkauft, vermietet oder saniert wird. Er enthält wertvolle Informationen wie Energiebedarf, Primärenergiebedarf und Energieeffizienzklassen. Außerdem bietet er Modernisierungs- und Sanierungsempfehlungen, die die Energieeffizienz eines Gebäudes deutlich verbessern können. Ob Verbrauchsausweis oder Bedarfsausweis, der Energieausweis ist für Eigentümer und Interessenten gleichermaßen wichtig, um Einsparpotenziale und Modernisierungsbedarf zu erkennen.

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