Hannah Wirtz
August 18, 2025
8
min
Wärmepumpe
Wirtschaftlichkeit und Kosten

Kommunale Wärmeplanung Köln: Vorreiter der deutschen Wärmewende

Die Kommunale Wärmeplanung Köln setzt neue Maßstäbe für die deutsche Energiewende im Wärmesektor. Als erste deutsche Großstadt wird Köln bis Juni 2026 eine vollständige Wärmestrategie vorlegen und damit zehn Jahre vor der bundesweiten Zielvorgabe Klimaneutralität bis 2035 erreichen. Mit Europas größtem geplanten Wärmepumpenprojekt und einem 3,8 Milliarden Euro schweren Investitionspaket der RheinEnergie transformiert die Millionenstadt ihre komplette Wärmeversorgung.

Kommunale Wärmeplanung ist die systematische Analyse und strategische Planung der Wärmeversorgung auf kommunaler Ebene. Sie umfasst die Erfassung des aktuellen Wärmebedarfs, die Identifizierung verfügbarer erneuerbarer Energiequellen und die Entwicklung einer langfristigen Strategie zur klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2045. Erfahren Sie hier mehr über die Kölner Wärmeplanung, Finanzierung und Abläufe.

Inhaltsverzeichnis

Rechtlicher Rahmen Wärmeplanung Köln: Gesetzliche Vorgaben schaffen verbindliche Struktur

Seit Januar 2024 verpflichtet das Wärmeplanungsgesetz des Bundes alle Kommunen zur systematischen Wärmeplanung. Köln nimmt dabei als Pilotkommune der Landesagentur NRW.Energy4Climate eine besondere Vorreiterrolle ein. Die Planungskosten werden dank der Konnexitätsregelung vollständig vom Land NRW übernommen. Eng verzahnt mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) entsteht so eine verbindliche Struktur: Ab Juli 2026 dürfen neue Heizungen in Bestandsgebäuden nur eingebaut werden, wenn sie zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Gesetzliche Fristen und Finanzierung

Gesetzliche Fristen und Finanzierung
Gesetzliche Fristen und Finanzierung
Aspekt Köln (Großstadt) Kleinere Kommunen
Frist Wärmeplan 30. Juni 2026 30. Juni 2028
Landesfinanzierung 1,525 Mio. Euro Nach Einwohnerzahl
Berechnungsgrundlage 165.000€ + 1,36€/Einwohner Gleiche Formel
Sanktionen bei Nichteinhaltung Keine expliziten Sanktionen vorgesehen Keine expliziten Sanktionen vorgesehen

Bestands- und Potenzialanalyse Köln: Ausgangslage und Herausforderungen

Die Bestands- und Potenzialanalyse Köln zeigt eine Stadt im Transformationsmodus. Derzeit basieren 76 Prozent der Wärmeversorgung noch auf Erdgas, während das Fernwärmenetz massiv ausgebaut werden soll. Die folgende Tabelle zeigt die aktuelle Struktur (Stand 2025).

Aktuelle Wärmeversorgungsstruktur

Aktuelle Wärmeversorgungsstruktur
Aktuelle Wärmeversorgungsstruktur
Energieträger Anteil Geplante Entwicklung bis 2035
Erdgas 76% Sukzessive Reduktion
Fernwärme 18% Ausbau auf über 30%
Öl 4% Ausstieg bis 2035
Erneuerbare Energien 2% Massiver Ausbau geplant

Eine zentrale Herausforderung bildet der Gebäudebestand: Rund 74 Prozent der Kölner Gebäude wurden vor 1979 errichtet. Diese oft energetisch unsanierte Bausubstanz stellt hohe Anforderungen an die Wärmewende. Besonders in sensiblen Bereichen wie der Altstadt oder Südstadt, die unter Denkmalschutz stehen, sind maßgeschneiderte und innovative Lösungen notwendig.

Fernwärmenetze Ausbau Köln: Infrastruktur für die Zukunft

Der Fernwärmenetze Ausbau Köln bildet das Rückgrat der städtischen Wärmestrategie. Das bestehende 380 Kilometer lange Netz soll um weitere 200 Kilometer erweitert werden.

Bestehende Fernwärmeinfrastruktur

Bestehende Fernwärmeinfrastruktur
Bestehende Fern­wärme­infra­struktur
Kraft­werk Stand­ort Funk­tion Status
Niehl 2 Köln-Niehl Groß­kraft­werk In Be­trieb
Niehl 3 Köln-Niehl Groß­kraft­werk In Be­trieb
Mer­ke­nich Kölner Nor­den Kraft­werk In Be­trieb
Mer­heim Kölner Os­ten BHKW In Be­trieb
Süd­stadt Innen­stadt Histo­ri­sches Heiz­werk In Be­trieb

Europas größte Wärmepumpe in Niehl

Das Herzstück der Kölner Wärmewende ist die geplante 150-Megawatt-Wärmepumpe im Stadtteil Niehl. Mit einem Investitionsvolumen von rund 200 Millionen Euro entsteht dort bis 2027 Europas größte Anlage dieser Art. Sie nutzt die Energie des Rheins und soll nach ihrer Inbetriebnahme bis zu 50.000 Haushalte nachhaltig mit erneuerbarer Wärme versorgen.

Technische Spezifikationen:

  • Wärmequelle: Rheinwasser
  • Leistung: 150 Megawatt
  • Versorgungskapazität: ca. 50.000 Haushalte
  • Investitionsvolumen: 200 Mio. Euro
  • Geplante Inbetriebnahme: 2027

Erneuerbare Wärmequellen Geothermie Köln: Potenziale der Tiefenenergie

Die erneuerbare Wärmequellen Geothermie Köln bieten aufgrund der besonderen geologischen Lage im Oberrheingraben außergewöhnliche Potenziale. Der Temperaturgradient von 4,5 Grad Celsius pro 100 Meter (statt normal drei Grad) ermöglicht bereits in mittleren Tiefen wirtschaftliche Nutzung.

Geothermie-Potenziale nach Stadtgebieten

Geothermie-Potenziale nach Stadtgebieten
Geo­ther­mie-Po­ten­zia­le nach Stadt­ge­bie­ten
Ge­biet Tem­pe­ra­tur­gra­di­ent Po­ten­zial Pla­nungs­sta­tus
Ano­ma­lie­zo­nen Bis 15°C/100m Sehr hoch Mach­bar­keits­stu­di­en lau­fend
Stan­dard­zo­nen 4,5°C/100m Hoch In­te­gra­ti­on in Fern­wär­me ge­plant
In­nen­stadt 4,5°C/100m Mit­tel Prü­fung läuft
Rechts­rhei­nisch 4,5°C/100m Mit­tel bis hoch Kon­zept­ent­wick­lung

Technische Lösungsansätze für historische Bausubstanz

Die Integration erneuerbarer Wärmetechnologien in die historische Bausubstanz erfordert innovative Ansätze. Köln entwickelt dafür spezielle Lösungen für Denkmalschutzgebiete, etwa minimalinvasive Hybrid-Wärmepumpen, die bestehende Strukturen schonen und dennoch einen hohen Anteil erneuerbarer Energien ermöglichen. Je nach Gebäudetyp sind verschiedene Technologien zu empfehlen:

Technologien für verschiedene Gebäudetypen
Technologien für verschiedene Gebäudetypen
Gebäudetyp Empfohlene Technologie Deckungsgrad Besonderheiten
Denkmalgeschützte Altbauten Hybrid-Wärmepumpen 65-85% Minimal-invasive Installation
Nachkriegsbebauung Luft-Wasser-Wärmepumpen 85-100% Standardinstallation
Neubaugebiete Geothermie + Wärmepumpen 100% Vollversorgung erneuerbar
Industriegebäude Abwärmenutzung + Fernwärme 90-100% Sektorenkopplung

Wärmeversorgungsstrategie 2045 Köln: Ziele und Meilensteine

Die Wärmeversorgungsstrategie 2045 Köln zielt auf komplette Klimaneutralität ab, zehn Jahre vor der bundesweiten Vorgabe. Der ambitionierte Zeitplan erfordert koordinierte Maßnahmen auf allen Ebenen.

Zeitplan und Meilensteine

Zeitplan und Meilensteine
Zeitplan und Meilensteine
Zeitraum Meilenstein Zielwerte
2025 Bürgerbeteiligung abgeschlossen 150 Akteure eingebunden
2026 Wärmeplan verabschiedet Ratsbeschluss bis Juni
2027 Wärmepumpe Niehl in Betrieb 50.000 Haushalte angeschlossen
2030 Fernwärme-Ausbau Phase 1 580 km Netzlänge erreicht
2035 Klimaneutralität erreicht 100% erneuerbare Wärme

Kosten und Wirtschaftlichkeit der Kölner Wärmewende

Die Finanzierung der Transformation erfolgt durch eine orchestrierte Strategie aus Eigeninvestitionen, Bundesförderung und Landesmitteln.

Investitionsübersicht RheinEnergie bis 2035

Investitionsübersicht RheinEnergie bis 2035
Investitionsübersicht RheinEnergie bis 2035
Bereich Investitionsvolumen Anteil Finanzierung
Wärmepumpen-Projekte 250 Mio. Euro 6,6% BEW-Förderung + Eigenkapital
Fernwärme-Netzausbau 1.850 Mio. Euro 48,7% BEW-Förderung + Kredite
Geothermie-Projekte 400 Mio. Euro 10,5% Landes- und Bundesförderung
Gebäudesanierung 800 Mio. Euro 21,1% Private Investoren + Förderung
Sonstige Maßnahmen 500 Mio. Euro 13,1% Mixed Financing
Gesamtsumme 3.800 Mio. Euro 100% Diverse Quellen

Förderlandschaft und Finanzierungsmöglichkeiten

Die Umsetzung der Kölner Wärmewende wird durch eine breite Förderlandschaft von Bund, Land und KfW-Programmen unterstützt. Dadurch stehen sowohl Kommunen und Unternehmen als auch private Eigentümer attraktive Finanzierungsoptionen zur Verfügung:

  • Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW): Zentrales Förderinstrument mit bis zu 40 % Zuschuss zu den Investitionskosten und maximal 100 Mio. Euro pro Projekt. Voraussetzung ist ein Anteil von mindestens 75 % erneuerbarer Energien oder Abwärme im Wärmenetz.
  • progres.nrw (Landesprogramm): Ergänzt die Bundesförderung mit bis zu 12.000 Euro pro Wärmepumpe mit Geothermie-Anbindung. Besonders interessant für private Hausbesitzer und kleinere Gewerbebetriebe.
  • Solarthermie-Förderung NRW: Unterstützt den Ausbau solarer Wärmeerzeugung mit 90 €/m² Kollektorfläche. Zeitlich unbegrenzt verfügbar und mit anderen Programmen kombinierbar.
  • KfW-Förderung: Bietet je nach Sanierungsumfang verschiedene Programme für Gebäudemodernisierungen mit Fördersätzen von bis zu 70 %. Ideal für umfassende Sanierungsmaßnahmen im Wohn- und Gewerbebereich.

Kostenentwicklung für Endverbraucher

Kostenentwicklung für Endverbraucher
Kostenentwicklung für Endverbraucher
Heizsystem Aktuelle Kosten (Cent/kWh) Prognose 2030 Prognose 2035
Fernwärme 21,39 19,50 18,00
Erdgas + CO2-Preis 15,50 25,00-35,00 30,00-45,00
Wärmepumpe 18,00 16,00 14,00
Heizöl + CO2-Preis 16,80 28,00-38,00 35,00-50,00

Governance und Akteure der Kölner Wärmeplanung

Die Governance-Struktur der Kölner Wärmeplanung basiert auf einer klaren Arbeitsteilung zwischen Stadt, Landesagentur und kommunalem Energieversorger. Unter politischer Führung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker wurde die Wärmewende zur Chefsache erklärt und auf das Klimaneutralitätsziel 2035 ausgerichtet.

Schlüsselakteure und Verantwortlichkeiten:

  • Politische Führungsebene:
    • Henriette Reker (Oberbürgermeisterin): Gesamtverantwortung für das Ziel Klimaneutralität 2035.
    • William Wolfgramm (Beigeordneter, Dezernat VIII): Koordiniert die operative Umsetzung aller klimarelevanten Maßnahmen.
  • Fachliche Umsetzungsebene:
    • Alice Bauer (Koordinationsstelle Klimaschutz): Steuert die praktische Ausarbeitung der Wärmeplanung und die Abstimmung mit beteiligten Akteuren.
    • NRW.Energy4Climate (Landesagentur): Begleitet Köln als Pilotkommune fachlich, stellt methodische Leitlinien bereit und unterstützt bei Förder- und Finanzierungsfragen.
  • Strategische Partnerschaft:
    • Andreas Feicht (Vorstand RheinEnergie): Verantwortet Investitionen von insgesamt 3,8 Milliarden Euro bis 2035, darunter 1,85 Milliarden Euro für den Ausbau der Fernwärme-Infrastruktur.

Diese Public-Private-Partnership verbindet kommunale Planungshoheit mit unternehmerischer Umsetzungskraft und gewährleistet klare Verantwortlichkeiten über alle Projektphasen hinweg.

Vergleich mit anderen deutschen Großstädten

Köln nimmt im bundesweiten Vergleich eine Spitzenposition bei der kommunalen Wärmeplanung ein. Grund dafür sind die frühe Rolle als Pilotkommune, die enge Verzahnung mit dem Gebäudeenergiegesetz sowie Leuchtturmprojekte wie Europas größte Wärmepumpe.

NRW-Vergleich Wärmeplanung

NRW-Vergleich Wärmeplanung
NRW-Vergleich Wärmeplanung
Stadt Planungsstatus Besonderheiten Zeitplan
Köln Pilotkommune, Zwischenergebnisse Europas größte Wärmepumpe Juni 2026
Düsseldorf Planungsbeginn 2024 Fokus auf Fernwärme Juni 2026
Essen Noch keine kommunale Planung Industrielle Abwärme Verzögerung möglich
Münster Integraler Energienutzungsplan Über gesetzliche Anforderungen Dezember 2025

Herausforderungen und Risiken

Die Umsetzung der ambitionierten Pläne steht vor verschiedenen Herausforderungen. Dazu zählen die hohe Abhängigkeit von Fördermitteln, technische und zeitliche Risiken sowie die komplexe Sanierung des überwiegend alten Gebäudebestands. Auch Akzeptanzfragen bei Bürgerinnen und Bürgern können eine Rolle spielen.

Risikobewertung

Risikobewertung
Risikobewertung
Risikokategorie Wahrscheinlichkeit Auswirkung Gegenmaßnahmen
Förderkürzungen Mittel Hoch Diversifikation der Finanzierung
Technische Probleme Niedrig Mittel Pilotprojekte und Tests
Zeitverzögerungen Mittel Mittel Pufferzeiten eingeplant
Bürgerproteste Niedrig Niedrig Intensive Bürgerbeteiligung

Anwendungsszenarien und Empfehlungen

Die kommunale Wärmeplanung eröffnet für unterschiedliche Akteure konkrete Handlungsmöglichkeiten. Hauseigentümer und Unternehmen können bereits heute wichtige Schritte einleiten, um von Förderungen und Planungs­sicherheit zu profitieren.

Empfehlungen für Hauseigentümer

  • Sofortmaßnahmen:
    • Heizungstausch bis Juli 2026: Noch möglicher Einbau von Gas- oder Ölheizungen, jedoch mit verpflichtender Umstellung auf erneuerbare Energien in den Folgejahren.
    • Energieberatung nutzen: Kostenlose Angebote der Verbraucherzentrale NRW helfen bei individuellen Entscheidungen.
    • Förderanträge stellen: Kombination verschiedener Förderprogramme steigert die finanzielle Entlastung.
  • Mittelfristige Planung:
    • Prüfung eines möglichen Fernwärme-Anschlusses in geplanten Ausbaugebieten.
    • Installation einer Wärmepumpe bei geeigneten Gebäuden.
    • Gebäudedämmung als Grundlage für effiziente Wärmenutzung.

Empfehlungen für Unternehmen

  • Industriebetriebe:
    • Abwärmepotenziale identifizieren und wirtschaftlich nutzbar machen.
    • Contracting-Modelle prüfen, um Investitionskosten zu senken.
    • Sektorkopplung von Strom- und Wärmeerzeugung umsetzen.
  • Immobilienwirtschaft:
    • Entwicklung von Quartierslösungen für klimaneutrale Wärmeversorgung.
    • Umsetzung innovativer Konzepte wie kalte Nahwärme.
    • Integration von ESG-Kriterien durch nachhaltige Wärmeprojekte.

Fazit: Köln als Vorbild für die deutsche Wärmewende

Die Kommunale Wärmeplanung Köln demonstriert eindrucksvoll, wie systematische Planung, innovative Technologien und umfassende Finanzierung die Wärmewende in deutschen Großstädten erfolgreich gestalten können. Mit dem Status als Pilotkommune, bereits veröffentlichten Zwischenergebnissen und konkreten Großprojekten wie Europas größter Wärmepumpe ist Köln gut positioniert, die ehrgeizigen Klimaziele bis 2035 zu erreichen.

Die Herausforderungen bleiben jedoch beträchtlich: 74 Prozent der Gebäude stammen aus der Zeit vor 1979, Denkmalschutzauflagen erschweren demnach Sanierungen, und die Finanzierungsabhängigkeit von Förderprogrammen bleibt ein Risiko. Dennoch zeigt das Kölner Modell den Weg für eine erfolgreiche kommunale Wärmewende auf.

Eigentümer und Unternehmen sollten die verbleibende Zeit bis zur Verabschiedung des Wärmeplans im Juni 2026 für strategische Planungen nutzen. Die umfangreichen Fördermöglichkeiten und die klare Roadmap der Stadt bieten optimale Voraussetzungen für den Umstieg auf erneuerbare Wärmesysteme.

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