
Photovoltaik: Eigenverbrauch vs. Einspeisung - Die optimale Strategie für Ihre Solaranlage
Die Entscheidung zwischen Eigenverbrauch und Einspeisung von Solarstrom ist entscheidend für die Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikanlage. In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen stark verändert: Während früher die Einspeisung aufgrund hoher Vergütungssätze attraktiver war, lohnt sich heute meist der Eigenverbrauch. Welche Strategie in Ihrem Fall die beste ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab - von der Anlagengröße über das Verbrauchsverhalten bis hin zu steuerlichen Aspekten.
In diesem Leitfaden erklären wir Ihnen die Grundlagen beider Nutzungsformen, vergleichen ihre Wirtschaftlichkeit und zeigen, wie Sie Ihren Eigenverbrauch optimieren können.

Was bedeutet Eigenverbrauch und Einspeisung?
Eigenverbrauch: Direkte Nutzung des Solarstroms
Beim Eigenverbrauch wird der durch Ihre Photovoltaikanlage erzeugte Strom direkt in Ihrem Haushalt genutzt:
- Für den Betrieb von Haushaltsgeräten wie Waschmaschine oder Spülmaschine
- Zum Laden eines Elektroautos oder E-Bikes
- Für den Betrieb einer Wärmepumpe oder eines Heizstabs
- Für die Speicherung in einem Batteriespeicher zur späteren Nutzung
Die Eigenverbrauchsquote gibt an, welcher Anteil des erzeugten Solarstroms selbst verbraucht wird. Ohne besondere Maßnahmen liegt sie typischerweise bei 25-35%.
Einspeisung: Abgabe ins öffentliche Stromnetz
Bei der Einspeisung wird der überschüssige Solarstrom ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Dafür erhalten Sie eine gesetzlich festgelegte Vergütung (Einspeisevergütung) über einen Zeitraum von 20 Jahren. Die Höhe der Vergütung hängt vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme und der Größe der Anlage ab.
Die meisten Haushalte kombinieren beide Strategien: Sie verbrauchen einen Teil des erzeugten Solarstroms selbst und speisen den Rest ins Netz ein.
Wirtschaftlicher Vergleich: Was lohnt sich mehr?
Kostenvergleich: Eigenverbrauch vs. Einspeisung
Der entscheidende Faktor für die Wirtschaftlichkeit ist der Vergleich zwischen den aktuellen Strompreisen und der Einspeisevergütung:
Bei aktuellen Strompreisen von ca. 42 Cent/kWh und einer Einspeisevergütung von nur rund 8 Cent/kWh wird deutlich: Jede Kilowattstunde, die Sie selbst verbrauchen statt einzuspeisen, bringt Ihnen eine Ersparnis von etwa 30 Cent.
Daher gilt heute: Je höher der Eigenverbrauch, desto wirtschaftlicher ist die Photovoltaikanlage.
Entwicklung der Rahmenbedingungen
Die Bedingungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert:
- Die Kosten für PV-Module sind deutlich gesunken, wodurch selbst erzeugter Strom günstiger wurde
- Die Einspeisevergütung ist kontinuierlich zurückgegangen (von 39,14 Cent/kWh im Jahr 2010 auf 8,03 Cent/kWh in 2025)
- Die Strompreise haben sich dagegen mehr als verdoppelt (von ca. 14 Cent/kWh im Jahr 2000 auf über 40 Cent/kWh heute)
Diese Entwicklung macht den Eigenverbrauch immer attraktiver. Während früher das vollständige Einspeisen wirtschaftlicher war, lohnt es sich heute, möglichst viel selbst zu verbrauchen.
Wie lässt sich der Eigenverbrauch optimieren?
Um die Wirtschaftlichkeit Ihrer PV-Anlage zu maximieren, sollten Sie Ihren Eigenverbrauch erhöhen. Hier sind die wichtigsten Maßnahmen:
1. Batteriespeicher einsetzen
Der effektivste Weg, den Eigenverbrauch zu steigern, ist die Installation eines Batteriespeichers:
- Ohne Speicher: 25-35% Eigenverbrauch
- Mit Speicher: bis zu 80% Eigenverbrauch möglich
Ein Batteriespeicher ermöglicht es, tagsüber erzeugten Solarstrom für die Abend- und Nachtstunden zu speichern. Die Investitionskosten für Speicher sind in den letzten Jahren deutlich gesunken, was ihre Wirtschaftlichkeit verbessert hat.
2. Verbrauchsverhalten anpassen
Durch geschickte Planung können Sie Ihren Eigenverbrauch ohne zusätzliche Investitionen steigern:
- Energieintensive Geräte wie Waschmaschine, Trockner oder Spülmaschine tagsüber bei starker Sonneneinstrahlung betreiben
- Elektrofahrzeuge tagsüber laden, wenn die PV-Anlage viel Strom produziert
- Smart-Home-Systeme zur automatischen Steuerung von Verbrauchern nach Verfügbarkeit von Solarstrom nutzen
3. Wärme mit Solarstrom erzeugen
Eine weitere Möglichkeit zur Steigerung des Eigenverbrauchs:
- Solarstrom für eine Wärmepumpe nutzen
- Überschussstrom durch einen Heizstab in Wärme umwandeln und in einem Warmwasserspeicher puffern
- Im Sommer die Gastherme komplett ausschalten und Warmwasser rein elektrisch erzeugen
4. Elektromobilität einbinden
Ein Elektroauto kann als zusätzlicher Stromverbraucher und flexibler Speicher dienen:
- Typischer Verbrauch eines E-Autos: 2.000-4.000 kWh pro Jahr
- Intelligente Ladesteuerung für optimale Nutzung von Überschussstrom
- Bidirektionales Laden ermöglicht in Zukunft die Rückspeisung aus dem Auto ins Hausnetz
Rechtliche und steuerliche Aspekte
Steuerliche Behandlung
Die steuerliche Behandlung von Photovoltaikanlagen hat sich mit dem Jahressteuergesetz 2022 deutlich vereinfacht:
- Einkommensteuer: Für PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern mit einer Leistung von max. 30 kWp müssen keine Gewinne aus dem Stromverkauf deklariert werden
- Umsatzsteuer: Für private PV-Anlagen, Batteriespeicher und alle wesentlichen Komponenten gilt seit Januar 2023 ein Umsatzsteuersatz von 0 Prozent
- EEG-Umlage: Die EEG-Umlage ist komplett abgeschafft worden
Diese Vereinfachungen machen den Betrieb einer PV-Anlage administrativ deutlich einfacher und wirtschaftlich attraktiver.
Technische Voraussetzungen und Anmeldung
Für die Einspeisung ins Netz sind bestimmte technische Voraussetzungen zu erfüllen:
- Ein Einspeisezähler (oder Zweirichtungszähler) muss vorhanden sein
- Die Anlage muss beim örtlichen Netzbetreiber angemeldet werden
- Nach Inbetriebnahme muss die Anlage im Marktstammdatenregister (MaStR) der Bundesnetzagentur registriert werden
Für Anlagen, die seit dem 1. Januar 2023 in Betrieb genommen wurden, ist die sogenannte 70-Prozent-Regel nicht mehr relevant. Diese Regel hatte vorher die maximale Einspeisung auf 70% der Nennleistung beschränkt.
Unterschied zwischen Eigenverbrauchsquote und Autarkiegrad
Häufig werden die Begriffe Eigenverbrauchsquote und Autarkiegrad verwechselt, obwohl sie unterschiedliche Aspekte beschreiben:
Eine 100-prozentige Eigenverbrauchsquote bedeutet, dass Sie den gesamten erzeugten Solarstrom selbst nutzen und nichts ins Netz einspeisen. Ein 100-prozentiger Autarkiegrad hingegen bedeutet, dass Sie Ihren gesamten Strombedarf selbst decken und keinen Strom aus dem Netz beziehen müssen.
Mit einer PV-Anlage und einem Speicher sind Autarkiegrade von bis zu 80% realistisch erreichbar.
Praktisches Rechenbeispiel
Um die wirtschaftlichen Vorteile des Eigenverbrauchs zu veranschaulichen, hier ein Beispiel:
Eine Familie hat eine 8 kWp PV-Anlage installiert, die jährlich etwa 8.000 kWh Strom erzeugt. Der jährliche Stromverbrauch des Haushalts beträgt 3.500 kWh.
Szenario 1: Ohne Speicher
- Eigenverbrauchsquote: 25% (2.000 kWh)
- Eingespeister Strom: 6.000 kWh
- Ersparnis durch Eigenverbrauch (bei 42 Cent/kWh): 840 €/Jahr
- Einnahmen durch Einspeisung (bei 8,03 Cent/kWh): 481,80 €/Jahr
- Gesamteinnahmen/-ersparnisse: 1.321,80 €/Jahr
Szenario 2: Mit Speicher
- Eigenverbrauchsquote: 70% (5.600 kWh)
- Eingespeister Strom: 2.400 kWh
- Ersparnis durch Eigenverbrauch (bei 42 Cent/kWh): 2.352 €/Jahr
- Einnahmen durch Einspeisung (bei 8,03 Cent/kWh): 192,72 €/Jahr
- Gesamteinnahmen/-ersparnisse: 2.544,72 €/Jahr
Die Differenz von über 1.200 €/Jahr macht deutlich, wie stark ein Batteriespeicher die Wirtschaftlichkeit verbessern kann.
Fazit: Die optimale Strategie finden
Die Entscheidung zwischen Eigenverbrauch und Einspeisung ist nicht entweder-oder, sondern eine Frage der optimalen Balance:
- Eigenverbrauch maximieren: Aufgrund der großen Preisdifferenz zwischen Strompreis und Einspeisevergütung sollte der Eigenverbrauch maximiert werden.
- Überschüsse einspeisen: Selbst mit optimiertem Eigenverbrauch werden in der Regel Überschüsse entstehen. Diese ins Netz einzuspeisen ist ökologisch sinnvoll und bringt zusätzliche Einnahmen.
- Speicher prüfen: Die Wirtschaftlichkeit eines Batteriespeichers sollte individuell geprüft werden. Je höher der Strompreis und je niedriger die Anschaffungskosten für den Speicher, desto attraktiver wird diese Option.
- Verhalten anpassen: Durch die Anpassung des Verbrauchsverhaltens und den gezielten Einsatz von Energiemanagement-Systemen kann der Eigenverbrauch kostengünstig optimiert werden.
Die optimale Strategie hängt von Ihren individuellen Gegebenheiten ab - vom Verbrauchsprofil über die Anlagengröße bis hin zu Ihren persönlichen Präferenzen. Mit den richtigen Maßnahmen können Sie jedoch die Wirtschaftlichkeit Ihrer PV-Anlage deutlich verbessern und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
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