Maximilian Nestler
December 12, 2025
10
min
Photovoltaik
Planungshilfen und Weiterführendes

Photovoltaik und Hagel: Wie Sie Ihre Solaranlage schützen und im Schadensfall richtig handeln

Hagelschäden an Photovoltaikanlagen sind selten, aber wenn sie auftreten, können sie teuer werden. Etwa 3 Prozent aller gemeldeten PV-Schäden gehen auf Hagel zurück. Die gute Nachricht: Moderne Solarmodule sind robust gebaut und halten normalen Hagelschauern stand.

Inhaltsverzeichnis
PV Anlage planen

mit 42watt

Die Herausforderung liegt woanders. Viele Schäden sind mit bloßem Auge nicht erkennbar. Mikrorisse in den Solarzellen entstehen durch den Aufprall – das Modul sieht unbeschädigt aus, verliert aber über Monate hinweg bis zu 30 Prozent Leistung.

Bei 42watt empfehlen wir Ihnen Module mit nachgewiesener Hagelresistenz. Wir prüfen bei der Planung die regionale Hagelgefahr und wählen die passende Modulklasse. So schützen wir Ihre Investition langfristig.

Sind Photovoltaik-Module hagelsicher?

Was der IEC 61215 Standard garantiert

Jedes in Deutschland verkaufte Solarmodul muss die internationale Norm IEC 61215 erfüllen. Diese Norm schreibt einen Hageltest mit folgenden Parametern vor:

Testbedingungen IEC 61215:

  • Hagelkorngröße: 25 Millimeter Durchmesser
  • Aufprallgeschwindigkeit: 23 Meter pro Sekunde (83 km/h)
  • Anzahl Aufprallpunkte: 11 definierte Positionen
  • Ergebnis: Keine sichtbaren Schäden, keine Leistungsverluste

Ein Modul, das diesen Test besteht, hält typischem Hagel stand. Die 25 Millimeter entsprechen etwa der Größe einer Kirsche.

Wo die Norm an ihre Grenzen stößt

Bei extremen Wetterereignissen reicht der Standard nicht aus. Hagelkörner mit 40 Millimetern Durchmesser (Golfballgröße) oder mehr überschreiten die Testanforderungen deutlich.

Hagelgrößen und Schadenspotenzial:

Hagelgröße Vergleich Schadenswahrscheinlichkeit Auftreten
bis 20 mm Haselnuss < 5% (sehr gering) Häufig
25 mm Kirsche 2 - 5% (IEC-Standard) Regelmäßig
30 mm Walnuss 10 - 20% (Kritische Schwelle) Selten
40 mm Golfball 50 - 70% (Hoch) Sehr selten
50+ mm Hühnerei > 80% (Sehr hoch) Extrem selten

Die kritische Schwelle liegt bei 30 Millimetern. Darüber steigt die Schadenswahrscheinlichkeit exponentiell.

Unsichtbare Schäden: Die größere Gefahr

Das größte Problem nach Hagel sind Mikrorisse in den Solarzellen. Diese entstehen durch die mechanische Belastung beim Aufprall. Das Frontglas bleibt intakt, aber die feinen Leiterbahnen in den Zellen brechen.

Zeitverlauf bei Mikrorissen:

Unmittelbar nach Hagel:

  • Modul erscheint unbeschädigt
  • Keine sichtbaren Risse im Glas
  • Leistung normal oder minimal reduziert (0-5%)

Nach 3-6 Monaten:

  • Mikrorisse dehnen sich durch Temperaturschwankungen aus
  • Leistungsabfall wird sichtbar (15-30%)
  • Monitoring zeigt deutliche Ertragsminderung

Nach 12 Monaten:

  • Risse erreichen die Glasoberfläche
  • Spinnennetz-Muster wird sichtbar
  • Leistungsverlust erreicht 30-50%

Dieser verzögerte Schadenseintritt erschwert die Versicherungsregulierung. Der Zusammenhang zum Hagelereignis ist nach Monaten schwer nachzuweisen.

Hagelwiderstandsklassen: Was bedeuten HW1 bis HW5?

Das schweizer Klassifizierungssystem

Zusätzlich zur IEC-Norm existiert das Hagelwiderstandsklassen-System (HW) aus der Schweiz. Es stuft Module nach ihrer Resistenz gegen größere Hagelkörner ein.

Klasse Hagelgröße Aufprallgeschwindigkeit Mehrkosten (ca.)
HW 1 bis 20 mm 19,5 m/s Basis
HW 2 bis 25 mm 23,0 m/s + 0% (Standard)
HW 3 bis 30 mm 29,2 m/s + 3 - 5%
HW 4 bis 40 mm 27,5 m/s + 8 - 12%
HW 5 > 40 mm 30,8 m/s + 12 - 18%

Wichtig: Die HW-Klassifizierung ist freiwillig. Ein Modul kann HW5 erfüllen, muss aber trotzdem die IEC 61215 bestehen, um in der EU verkauft werden zu dürfen.

Welche Klasse brauchen Sie wirklich?

Die sinnvolle Hagelwiderstandsklasse hängt von Ihrer Region ab.

Norddeutschland (Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen):

  • Hagelrisiko: Gering
  • Empfehlung: HW2-HW3 ausreichend
  • Begründung: Maritimes Klima stabilisiert Atmosphäre, weniger Konvektion

Mitteldeutschland (NRW, Hessen, Sachsen):

  • Hagelrisiko: Mittel
  • Empfehlung: HW3 Standard
  • Begründung: 1-2 relevante Hagelereignisse pro Jahr

Süddeutschland (Bayern, Baden-Württemberg):

  • Hagelrisiko: Hoch
  • Empfehlung: HW3-HW4
  • Begründung: 2-4 Hagelereignisse pro Jahr, besonders Juni-August

Hochrisikogebiete (Alpenvorland, Schwarzwald):

  • Hagelrisiko: Sehr hoch
  • Empfehlung: HW4-HW5
  • Begründung: Starke Konvektion über Bergketten

Bei 42watt berücksichtigen wir die lokalen Wetterdaten der letzten 30 Jahre. Wir empfehlen nur die Hagelklasse, die für Ihren Standort wirtschaftlich sinnvoll ist.

Glas-Glas-Module: Der beste Hagelschutz?

Warum Glas-Glas-Module robuster sind

Glas-Glas-Module haben auf Vorder- und Rückseite Glas statt Kunststofffolie. Diese Bauweise bietet mehrere Vorteile bei Hagel.

Vorteile von Glas-Glas-Modulen:

Mechanische Stabilität:

  • Rückseitiges Glas stützt Frontglas
  • Geringere Durchbiegung bei Aufprall
  • 10-20% bessere Hagelresistenz als Glas-Folie bei gleicher Frontglasdicke

Langlebigkeit:

  • Jährliche Degradation nur 0,4% (statt 0,6-0,8%)
  • Herstellergarantie oft 30 Jahre (statt 25 Jahre)
  • Besserer Schutz gegen Feuchtigkeit und UV-Strahlung

Schadensentwicklung:

  • Risse breiten sich langsamer aus
  • Geringeres Risiko für Delaminierung
  • Bessere Langzeitstabilität nach kleineren Schäden

Der Unterschied liegt im Detail: Glasdicke und -härtung

Nicht jedes Glas-Glas-Modul ist gleich widerstandsfähig. Entscheidend sind zwei Faktoren:

1. Glasdicke:

  • Dünnschicht-Glas-Glas: 1,6 + 1,6 mm (HW2)
  • Standard-Glas-Glas: 2,0 + 2,0 mm (HW3)
  • Premium-Glas-Glas: 3,2 + 3,2 mm (HW5)

2. Glashärtung:

Glastyp Herstellung (Abkühlung) Druckfestigkeit Stoßfestigkeit
Normalglas Raumtemperatur Basis 1x (Referenz)
Hitzeverstärktes Glas bei 550 - 620°C 24 - 69 MPa 2 - 3x
Temperiertes Glas bei 620 - 650°C ≥ 90 MPa 4 - 5x (Premium)

Temperiertes (gehärtetes) Glas ist der Standard für hochwertige Module. Es bricht bei extremer Belastung in kleine, stumpfe Würfel statt in scharfe Splitter.

Wann sich der Mehrpreis lohnt

Glas-Glas-Module kosten 3 bis 8 Prozent mehr als vergleichbare Glas-Folie-Module.

Kosten-Nutzen-Rechnung (10-kWp-Anlage):

Standard Glas-Folie (3,2 mm Front):

  • Anschaffung: 15.000 Euro
  • Hagelrisiko über 25 Jahre: 3-5%
  • Erwarteter Schadenswert: 450-750 Euro

Premium Glas-Glas (2,0 + 2,0 mm):

  • Anschaffung: 15.600 Euro (+600 Euro)
  • Hagelrisiko über 25 Jahre: 1-2%
  • Erwarteter Schadenswert: 150-300 Euro
  • Ersparnis: 300-450 Euro
  • Zusatznutzen: Geringere Degradation (Mehrertrag 800-1.200 Euro)

Die Amortisation erfolgt durch zwei Effekte: Geringeres Schadensrisiko und höhere Langzeiterträge. In Süddeutschland rechnet sich Glas-Glas nach 8 bis 12 Jahren.

Regionales Hagelrisiko in Deutschland

Wo Hagel am häufigsten auftritt

Die Hagelgefahr ist in Deutschland ungleich verteilt. Die höchste Konzentration liegt im Süden und Südwesten.

Hagelrisikogebiete Deutschland:

Sehr hohes Risiko:

  • Südbayern (Alpenvorland)
  • Schwarzwald
  • Schwäbische Alb
  • Häufigkeit: 3-5 relevante Ereignisse pro Jahr
  • Durchschnittliche Korngröße: 25-35 mm

Hohes Risiko:

  • Baden-Württemberg (Flachland)
  • Südhessen
  • Ostbayern
  • Häufigkeit: 2-3 relevante Ereignisse pro Jahr
  • Durchschnittliche Korngröße: 20-30 mm

Mittleres Risiko:

  • Nordrhein-Westfalen (Ruhrgebiet)
  • Nordbayern
  • Thüringen
  • Häufigkeit: 1-2 relevante Ereignisse pro Jahr
  • Durchschnittliche Korngröße: 15-25 mm

Geringes Risiko:

  • Norddeutschland (Nord von Hannover)
  • Küstenregionen
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Häufigkeit: <1 relevantes Ereignis pro Jahr
  • Durchschnittliche Korngröße: 10-20 mm

Saisonalität: Wann Hagel am gefährlichsten ist

Hagel tritt nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt auf. Die Hauptsaison liegt im Sommer.

Saisonale Verteilung:

  • Juni bis August: 70-80% aller Hagelereignisse
  • April, Mai, September: 15-20%
  • Oktober bis März: <5%

Die Sommermonate kombinieren zwei Faktoren: Hohe Bodentemperaturen und kalte Höhenluft. Diese Temperaturdifferenz erzeugt starke Konvektion – die Voraussetzung für Hagelbildung.

Kritische Wetterlagen:

  • Gewitterfronten von Südwesten
  • Superzellen über Mittelgebirgen
  • Kaltfronten nach Hitzeperioden

Nach einer mehrtägigen Hitzeperiode mit Temperaturen über 30 Grad ist die Hagelgefahr besonders hoch. Die aufgeheizte Luft steigt schnell auf und kondensiert in großer Höhe zu Eis.

Klimawandel: Nimmt die Hagelgefahr zu?

Versicherungsdaten zeigen eine leichte Zunahme der Hagelfrequenz um etwa 0,7 Prozent pro Jahr über die letzten 30 Jahre.

Die Ursache liegt in der Verstärkung von Temperaturgradienten. Wärmere Sommer bedeuten größere Unterschiede zwischen Boden- und Höhentemperatur. Dies begünstigt extreme Konvektion.

Wichtig: Die Häufigkeit extremer Hagelkörner (über 50 mm) nimmt nicht zu. Aber wenn solche Ereignisse auftreten, sind sie intensiver und treffen größere Gebiete.

Für Sie bedeutet das: Die Investition in hagelresistente Module wird wichtiger. Was heute als "ausreichend sicher" gilt, könnte in 15 Jahren zu knapp bemessen sein.

Was tun nach einem Hagelsturm? Die Checkliste

Sofortmaßnahmen in den ersten 24 Stunden

Nach einem Hagelereignis sollten Sie systematisch vorgehen. Die richtige Dokumentation entscheidet über die Versicherungsregulierung.

Schritt 1: Sicherheit prüfen

  • Betreten Sie das Dach nicht ohne Fachperson
  • Prüfen Sie von unten mit Fernglas oder Drohne
  • Schalten Sie die Anlage ab, wenn sichtbare Schäden vorliegen
  • Kontaktieren Sie bei Stromschlaggefahr sofort einen Elektriker

Schritt 2: Visuelle Dokumentation

  • Fotografieren Sie alle sichtbaren Schäden
  • Machen Sie Übersichtsfotos der gesamten Anlage
  • Fotografieren Sie auch Umgebungsschäden (Dachziegel, Fenster, Autos)
  • Notieren Sie Datum, Uhrzeit und Wetterbedingungen

Schritt 3: Sichtbare Schäden identifizieren

Kritische Schadensmuster:

  • Risse oder Sprünge im Frontglas
  • Verschobene oder gekippte Module
  • Verbogene Halterungen oder Klemmen
  • Beschädigte Kabel oder Steckverbindungen
  • Eindringendes Wasser im Wechselrichter

Schritt 4: Versicherung kontaktieren

  • Melden Sie den Schaden innerhalb 7 Tagen
  • Nennen Sie alle sichtbaren Schäden
  • Erwähnen Sie auch vermutete unsichtbare Schäden
  • Fragen Sie nach Kostenübernahme für Gutachten

Monitoring: Unsichtbare Schäden aufdecken

Das gefährlichste Szenario ist ein Modul ohne sichtbare Schäden, das aber Mikrorisse aufweist. Ihr Monitoring-System ist die erste Verteidigungslinie.

Monitoring-Auswertung nach Hagel:

Täglicher Ertragsvergleich:

  • Vergleichen Sie aktuelle Tageswerte mit historischen Daten
  • Suchen Sie nach Einbrüchen um 10-30%
  • Prüfen Sie jedes Modul oder jeden String einzeln

Typische Muster bei Mikrorissen:

  • Ein String produziert 20-40% weniger als andere
  • Leistung sinkt kontinuierlich über Wochen
  • Keine Korrelation mit Wetterbedingungen

Warnsignale im Monitoring:

  • Plötzlicher Leistungsabfall um >15%
  • Ein Modul/String dauerhaft schwächer
  • Verschlechterung trotz guter Wetterbedingungen

Moderne Wechselrichter zeigen Daten auf String-Ebene. Nutzen Sie diese Funktion für präzise Schadenslokalisierung.

Professionelle Diagnostik: Wann ist sie nötig?

Wenn das Monitoring Auffälligkeiten zeigt, aber keine sichtbaren Schäden vorliegen, ist eine Elektrolumineszenz-Messung (EL-Messung) notwendig.

Was die EL-Messung zeigt:

  • Mikrorisse in Solarzellen (Auflösung <0,1 mm)
  • Unterbrochene Leiterbahnen
  • Zellbrüche ohne Glasschaden
  • Hot-Spots mit erhöhtem Widerstand

Kosten und Nutzen:

  • Kosten pro Anlage: 400-800 Euro (inkl. Anfahrt)
  • Dauer: 2-4 Stunden vor Ort
  • Ergebnis: Detaillierter Schadensbericht mit Fotos
  • Nutzen: Beweissicherung für Versicherung

Kritischer Punkt: Die Kosten trägt oft der Eigentümer, wenn die Versicherung den Unwetterzusammenhang anzweifelt. Fragen Sie vorab, ob die Versicherung die Gutachtenkosten übernimmt.

Bei 42watt bieten wir unseren Kunden im Schadensfall eine kostenlose Ersteinschätzung. Wir prüfen die Monitoring-Daten und empfehlen nur dann eine EL-Messung, wenn sie notwendig ist.

Versicherung: Was zahlt bei Hagelschäden?

Gebäudeversicherung vs. spezielle PV-Versicherung

Die meisten Hagelschäden sind versichert – aber die Abdeckung hängt vom Versicherungstyp ab.

Wohngebäudeversicherung:

  • Deckt fest installierte Dachanlagen
  • Umfasst Sachschäden (Modulersatz, Reparatur)
  • Prämie: 50-100 Euro/Jahr Mehrkosten für 10-kWp-Anlage
  • Begrenzte Ertragsausfalldeckung (oft nur 500 Euro)

Hausratversicherung:

  • Deckt Balkonkraftwerke (<600 Watt)
  • Nur wenn fest mit Balkon verbunden
  • Prämie: Meist ohne Mehrkosten
  • Keine Ertragsausfalldeckung

Spezielle Photovoltaik-Versicherung:

  • Deckt alle Schadensfälle (inkl. Diebstahl, Bedienungsfehler)
  • Umfasst vollen Ertragsausfall für Reparaturdauer
  • Prämie: 0,5-1,5% der Investitionssumme/Jahr
  • Empfohlen für Anlagen >20 kWp

Der Streitpunkt: Ertragsausfall und Gutachtenkosten

Zwei Kostenarten führen häufig zu Konflikten mit Versicherungen.

Ertragsausfall:

Ein 10-kWp-System erzeugt etwa 10.000 kWh pro Jahr. Bei 3 Monaten Reparaturdauer entgehen Ihnen 2.500 kWh.

Verlustrechnung:

  • Entgangene Einspeisevergütung: 2.500 kWh × 0,08 €/kWh = 200 Euro
  • Entgangene Eigenverbrauchseinsparung: 1.500 kWh × 0,30 €/kWh = 450 Euro
  • Gesamtverlust: 650 Euro

Standard-Gebäudeversicherungen decken oft nur 500 Euro. Die Differenz tragen Sie selbst.

Gutachtenkosten:

Das größte Konfliktpotenzial sind die Kosten für den Schadensnachweis.

Typisches Szenario:

  1. Hagelsturm verursacht Mikrorisse (unsichtbar)
  2. Sie melden Schaden bei Versicherung
  3. Versicherung verlangt Nachweis des Unwetterzusammenhangs
  4. EL-Messung kostet 600 Euro
  5. Versicherung erkennt Schaden an, zahlt aber Gutachten nicht

Lösung: Klären Sie vorab, ob die Versicherung Gutachtenkosten übernimmt. Lassen Sie sich diese Zusage schriftlich geben.

Herstellergarantie: Warum sie nicht greift

Solarmodulhersteller schließen Hagelschäden aus ihren Produktgarantien aus. Hagel gilt als höhere Gewalt (Force Majeure).

Was die Herstellergarantie abdeckt:

  • Produktionsfehler
  • Materialdefekte
  • Vorzeitige Degradation (unter garantierter Leistung)

Was die Herstellergarantie NICHT abdeckt:

  • Hagelschäden
  • Sturmschäden
  • Blitzeinschläge
  • Mechanische Beschädigung durch Installation

Selbst wenn ein Modul die IEC-Prüfung bestanden hat und der Schaden nach "Herstellerfehler" aussieht – sobald Hagel beteiligt war, greift die Garantie nicht.

Deshalb ist Versicherungsschutz unverzichtbar.

Praktische Schutzmaßnahmen und Installation

Modulauswahl nach regionalem Risiko

Die wichtigste Schutzmaßnahme ist die richtige Modulauswahl bei der Planung.

Unsere Empfehlung nach Region:

Norddeutschland (geringes Risiko):

  • Mindestens: IEC 61215 (Standard)
  • Empfohlen: HW3 (2,0 + 2,0 mm Glas-Glas)
  • Mehrkosten: 0-300 Euro für 10-kWp-Anlage

Mitteldeutschland (mittleres Risiko):

  • Mindestens: HW3 (2,0 + 2,0 mm)
  • Empfohlen: HW3-HW4 (3,2 mm Frontglas)
  • Mehrkosten: 300-800 Euro für 10-kWp-Anlage

Süddeutschland (hohes Risiko):

  • Mindestens: HW3 (2,0 + 2,0 mm)
  • Empfohlen: HW4-HW5 (3,2 + 3,2 mm)
  • Mehrkosten: 800-1.500 Euro für 10-kWp-Anlage

Die Mehrkosten amortisieren sich durch geringeres Schadensrisiko und bessere Langzeitstabilität.

Dachneigungswinkel als Schutzfaktor

Die Neigung Ihres Daches beeinflusst die Aufprallenergie von Hagelkörnern.

Effektive Aufprallenergie nach Neigung:

Dachneigung Aufprallkraft (Effektiv) Schadensrisiko
0 - 15° (Flach) 100% (Senkrecht) Sehr Hoch
25 - 35° (Standard) 70 - 85% Mittel
45 - 60° (Steil) 50 - 65% Gering
> 60° (Sehr steil) < 50% Sehr gering

Steilere Dächer sind vorteilhafter. Hagelkörner treffen schräg auf und rollen teilweise ab. Die Normalkomponente der Aufprallkraft ist reduziert.

Bei Flachdachanlagen empfehlen wir die Aufständerung mit 30 bis 35 Grad Neigung – nicht nur für optimalen Ertrag, sondern auch für besseren Hagelschutz.

Was Sie NICHT tun sollten

Einige vermeintliche Schutzmaßnahmen sind unwirksam oder kontraproduktiv.

Unwirksame Maßnahmen:

  • Hagelschutznetze (zu teuer, reduzieren Ertrag um 5-8%)
  • Abdeckplanen (bei Sturm gefährlich, unpraktikabel)
  • Nachträgliche Beschichtungen (reduzieren Lichtdurchlass)

Gefährliche Maßnahmen:

  • Eigenhändiges Dachbesteigen nach Hagel (Rutschgefahr)
  • Eigenständige Elektroarbeiten (Stromschlaggefahr)
  • Weiterbetrieb bei sichtbaren Schäden (Brandgefahr)

Die beste Schutzmaßnahme ist die Prävention durch robuste Module und regelmäßiges Monitoring.

Häufige Fragen zu Photovoltaik und Hagel

Wie oft treten Hagelschäden an PV-Anlagen wirklich auf?

Hagelschäden sind statistisch selten. Sie machen etwa 3 Prozent aller gemeldeten PV-Schäden aus.

Das geringe Risiko erklärt sich durch zwei Faktoren. Erstens sind moderne Module sehr robust. Zweitens betrifft ein Hagelereignis typischerweise nur 10 bis 50 Quadratkilometer. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Anlage genau in diesem Gebiet liegt, ist gering.

Beispiel aus der Praxis: Bei einem Test in den USA mit 3.168 Modulen während eines Extremereignisses wurde nur ein einziges Modul beschädigt – eine Quote von 0,03 Prozent.

Übernimmt meine Gebäudeversicherung Hagelschäden?

In der Regel ja, wenn die PV-Anlage als fester Bestandteil des Gebäudes gemeldet ist.

Voraussetzungen:

  • Anlage muss bei Versicherung angemeldet sein
  • Fest mit dem Dach verbunden (keine mobilen Systeme)
  • Schaden muss innerhalb 7 Tagen gemeldet werden

Nicht abgedeckt:

  • Voller Ertragsausfall (oft nur 500 Euro Pauschale)
  • Gutachtenkosten (je nach Versicherer)
  • Schäden durch unsachgemäße Installation

Prüfen Sie Ihre Police vor Installation. Lassen Sie sich die Deckung schriftlich bestätigen.

Kann ich Mikrorisse selbst erkennen?

Nein, Mikrorisse sind mit bloßem Auge nicht sichtbar.

Die einzige Möglichkeit ist das Monitoring Ihrer Anlage. Achten Sie auf:

  • Plötzliche Leistungsabfälle um >10%
  • Ein String deutlich schwächer als andere
  • Kontinuierliche Verschlechterung über Wochen

Wenn das Monitoring Auffälligkeiten zeigt, ist eine professionelle Elektrolumineszenz-Messung notwendig. Diese macht Mikrorisse sichtbar und dokumentiert sie für die Versicherung.

Lohnen sich teurere Module mit höherer Hagelklasse?

Das hängt von Ihrer Region ab.

In Norddeutschland: Standard-HW3-Module reichen aus. Der Mehrpreis für HW5 amortisiert sich nicht.

In Süddeutschland: HW4-Module rechnen sich durch geringeres Schadensrisiko und bessere Langzeitstabilität. Die Amortisation erfolgt nach 10 bis 15 Jahren.

Für alle Regionen gilt: Glas-Glas-Module mit 2,0 mm Glasstärke sind der optimale Kompromiss aus Schutz und Preis.

Bei 42watt berechnen wir für jeden Standort individuell, welche Modulklasse wirtschaftlich sinnvoll ist.

Was passiert, wenn ich nach Hagel nicht sofort reagiere?

Mikrorisse entwickeln sich über Monate. Je später Sie reagieren, desto schwieriger wird die Versicherungsregulierung.

Zeitverlauf ohne Reaktion:

  • Tag 1-30: Schaden unsichtbar, Monitoring zeigt erste Anzeichen
  • Monat 2-6: Leistungsverlust wird deutlich (15-30%), Risse breiten sich aus
  • Monat 7-12: Risse erreichen Glasoberfläche, werden sichtbar
  • Nach 12 Monaten: Versicherung kann Unwetterzusammenhang anzweifeln

Melden Sie jeden Verdacht sofort. Lieber eine unnötige Meldung als ein abgelehnter Schadensersatz.

Zusammenfassung: So schützen Sie Ihre Investition

Hagelschäden an Photovoltaikanlagen sind selten, aber potenziell teuer. Die meisten modernen Module halten normalem Hagel stand. Die Herausforderung liegt bei unsichtbaren Mikrorissen und der Beweisführung gegenüber Versicherungen.

Die wichtigsten Schutzmaßnahmen:

  • Wählen Sie Module mit mindestens HW3-Klassifizierung
  • In Süddeutschland: HW4 für langfristigen Schutz
  • Nutzen Sie Monitoring zur Früherkennung
  • Melden Sie Schäden innerhalb 7 Tagen
  • Klären Sie Versicherungsdeckung vor Installation

Bei 42watt unterstützen wir Sie umfassend:

Wir analysieren das lokale Hagelrisiko Ihres Standorts. Wir empfehlen nur Module mit nachgewiesener Resistenz für Ihre Region. Nach der Installation optimieren wir Ihr Monitoring für Schadenserkennung.

Im Schadensfall bieten wir kostenlose Ersteinschätzung. Wir prüfen Ihre Ertragsdaten und koordinieren mit Ihrer Versicherung. So minimieren Sie Ausfallzeiten und maximieren Ihre Schadensersatzansprüche.

Die 30 Minuten Mehraufwand bei der Planung für hagelresistente Module sind die beste Versicherung für Ihre Investition. Wir empfehlen nur Lösungen, hinter denen wir stehen – nicht, weil sie am teuersten sind, sondern weil sie für Ihr spezifisches Risikoprofil optimal funktionieren.

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