
Photovoltaik Inselanlage: Wann sich vollständige Unabhängigkeit vom Stromnetz lohnt
Eine Photovoltaik-Inselanlage versorgt Sie komplett netzunabhängig mit Strom. Sie speichert Solarenergie in Batterien und nutzt sie ohne Verbindung zum öffentlichen Netz. Anders als netzgekoppelte Anlagen können Sie weder Überschüsse einspeisen noch bei Bedarf Strom hinzukaufen.

Die größte Herausforderung ist der Winter. Von November bis Februar sinkt die Solarproduktion um 75 bis 85 Prozent. Gleichzeitig steigt Ihr Verbrauch durch Heizung und längere Dunkelheit. Diese Kombination macht Inselanlagen technisch anspruchsvoll und teuer.
Bei 42watt planen wir Inselanlagen nur dort, wo sie wirklich sinnvoll sind: Gartenhäuser ohne Netzanschluss, abgelegene Grundstücke oder als Notstromversorgung. Für normale Wohnhäuser empfehlen wir netzgekoppelte Systeme mit Speicher – sie bieten 70 Prozent Unabhängigkeit bei halben Kosten.
Was ist eine Photovoltaik-Inselanlage?
Die technische Definition
Eine Inselanlage ist ein geschlossenes Stromsystem ohne jede Verbindung zum öffentlichen Netz. Sie erzeugt, speichert und verbraucht Strom vollständig autark.
Die vier essentiellen Komponenten:
Kritisch: Ohne eine dieser Komponenten funktioniert das System nicht. Es gibt kein Netz als Backup.
Der fundamentale Unterschied zu netzgekoppelten Anlagen
Viele verwechseln Inselanlagen mit netzgekoppelten Systemen mit Speicher. Der Unterschied ist entscheidend.
Netzgekoppelte Anlage (On-Grid):
- Netzanschluss vorhanden und aktiv
- Überschuss wird eingespeist (Vergütung)
- Bei Bedarf Strom aus Netz (Sicherheit)
- Speicher optional
- Genehmigungspflichtig
- Investition: 15.000-25.000 Euro (mit Speicher)
Inselanlage (Off-Grid):
- Kein Netzanschluss
- Kein Stromfluss zum oder vom Netz
- Speicher zwingend erforderlich
- Keine Genehmigung nötig
- Investition: 18.000-35.000 Euro
- Autarkie: 60-85% (je nach Winter-Dimensionierung)
Hybrid-Inselanlage (Off-Grid mit Notfall-Netz):
- Netzanschluss vorhanden aber nicht aktiv
- Primär autarker Betrieb
- Netz nur bei extremer Unterversorgung
- Speicher zwingend erforderlich
- Keine Genehmigung nötig
- Beste Lösung für Wohnhäuser
Die Hybrid-Variante ist für Wohnhäuser meist die sinnvollste. Sie arbeitet 95 Prozent der Zeit autark, hat aber das Netz als Sicherheit im Winter.
Für wen sich eine Inselanlage wirklich lohnt
Sinnvolle Anwendungsfälle
Inselanlagen rechnen sich nur in spezifischen Szenarien.
Gartenhaus ohne Netzanschluss:
- Verbrauch: 500-1.500 kWh/Jahr
- System: 1-2 kWp PV + 2-3 kWh Speicher
- Investition: 3.500-6.000 Euro
- Alternative Netzanschluss: 5.000-15.000 Euro (Kabelverlegung)
- Amortisation: 3-8 Jahre
- Empfehlung: Sinnvoll ab 50 Meter Entfernung zum Netz
Abgelegenes Wochenendhaus:
- Verbrauch: 1.000-2.500 kWh/Jahr
- System: 2-4 kWp PV + 4-6 kWh Speicher
- Investition: 8.000-14.000 Euro
- Alternative Netzanschluss: 15.000-40.000 Euro (je nach Entfernung)
- Amortisation: 2-5 Jahre
- Empfehlung: Sinnvoll ab 100 Meter Entfernung
Tiny House / Mobilheim:
- Verbrauch: 1.500-3.000 kWh/Jahr
- System: 2-5 kWp PV + 5-8 kWh Speicher
- Investition: 10.000-18.000 Euro
- Vorteil: Mobilität, keine Standortgebühren
- Achtung: Baurechtliche Grauzone bei fester Installation
Notstromversorgung für kritische Infrastruktur:
- Serverraum, medizinische Geräte, Pflegebedarf
- System: 5-10 kWp PV + 10-15 kWh Speicher
- Investition: 20.000-30.000 Euro
- Vorteil: 100% Verfügbarkeit auch bei Netzausfall
- Empfehlung: Hybrid-System mit Schwarzstartfähigkeit
Wann Sie KEINE Inselanlage brauchen
Für normale Wohnhäuser mit Netzanschluss sind Inselanlagen unwirtschaftlich.
Typisches Einfamilienhaus:
- Verbrauch: 4.500 kWh/Jahr
- Inselanlage: 25.000-35.000 Euro (für 70% Autarkie)
- Netzgekoppelt: 18.000-24.000 Euro (für 70% Autarkie)
- Mehrkosten Insel: 7.000-11.000 Euro
- Amortisation Mehrkosten: Nie
Der Grund: Das öffentliche Netz ist der beste und günstigste "Speicher" für die restlichen 30 Prozent.
Unsere Empfehlung: Netzgekoppelte Anlage mit 8 kWp und 8 kWh Speicher
- Autarkie: 70-75%
- Investition: 19.000-23.000 Euro
- Restnetzstrom: 1.350 kWh × 0,35 €/kWh = 473 €/Jahr
- Amortisation: 11-14 Jahre
Die 7.000 Euro Mehrkosten für vollständige Autarkie könnten Sie 15 Jahre lang Netzstrom kaufen.
Die Winter-Herausforderung: Warum Dimensionierung kritisch ist
Das saisonale Dilemma
Inselanlagen scheitern meist am Winter. Die Kombination aus geringer Produktion und hohem Verbrauch überfordert viele Systeme.
Sommer (Juni-August):
- PV-Produktion: 100% (Referenz)
- Tägliche Erzeugung 10-kWp-Anlage: 40-50 kWh
- Typischer Verbrauch: 12-15 kWh/Tag
- Speicher: Täglich voll, Überschüsse ungenutzt
- Autarkie: 100%
Winter (Dezember-Februar):
- PV-Produktion: 15-25% (vom Sommer)
- Tägliche Erzeugung 10-kWp-Anlage: 5-10 kWh
- Typischer Verbrauch: 18-25 kWh/Tag (mit Heizung)
- Speicher: Chronisch leer
- Autarkie: 30-50%
Die Differenz ist dramatisch. Im Dezember erzeugt dieselbe Anlage 6-mal weniger als im Juli – während Sie 50 Prozent mehr verbrauchen.
Dimensionierung für Winter: Die kritischen Faktoren
Faktor 1: Autonomietage
Wie viele bewölkte Tage hintereinander muss Ihr System überbrücken?
Die meisten Inselanlagen sind für 3 bis 5 Autonomietage ausgelegt. Das bedeutet: Bei längeren Schlechtwetterperioden fällt das System aus.
Faktor 2: Heizlasten im Winter
Elektrische Heizung vervielfacht Ihren Winterverbrauch.
Beispiel 100-m²-Einfamilienhaus:
Mit Wärmepumpe verdoppelt sich Ihr Winterverbrauch. Mit Elektroheizung verdreifacht er sich. Die PV-Anlage muss entsprechend größer sein – aber produziert im Winter trotzdem zu wenig.
Faktor 3: Geografische Lage
Ihre Region bestimmt die Winter-Sonnenstunden.
Winterliche Globalstrahlung (Dezember-Februar):
- Norddeutschland: 600-800 kWh/m²
- Mitteldeutschland: 750-950 kWh/m²
- Süddeutschland: 900-1.100 kWh/m²
- Alpenvorland: 1.000-1.200 kWh/m²
In Hamburg erzeugt dieselbe Anlage 40 Prozent weniger Winterstrom als in München. Das muss bei der Dimensionierung berücksichtigt werden.
Dimensionierungsrechner: So groß muss Ihre Anlage sein
Die Grundformel (HTW-Berlin-Modell)
Für eine realistische Einschätzung verwenden Fachleute diese Faustformeln:
Schritt 1: PV-Leistung berechnen
PV-Leistung (kWp) = Jahresverbrauch (kWh) ÷ 1.000
Beispiel: 4.500 kWh Verbrauch ÷ 1.000 = 4,5 kWp → 5 kWp installieren
Schritt 2: Speichergröße berechnen
Speichergröße (kWh) = PV-Leistung (kWp) × 1,2
Beispiel: 5 kWp × 1,2 = 6 kWh → 6-7 kWh Speicher installieren
Diese Dimensionierung erreicht etwa 60 bis 70 Prozent Autarkie im Jahresdurchschnitt.
Berechnungsbeispiele nach Gebäudetyp
Beispiel 1: Gartenhaus (Sommer-Nutzung)
Verbrauch:
- LED-Beleuchtung: 5 W × 4 h = 20 Wh/Tag
- Kühlschrank (A+++): 150 Wh/Tag
- Wasserpumpe: 500 W × 0,5 h = 250 Wh/Tag
- TV: 100 W × 2 h = 200 Wh/Tag
- Gesamt: 620 Wh/Tag = 226 kWh/Jahr
Dimensionierung:
- PV: 226 ÷ 1.000 = 0,23 kWp → 0,5 kWp (2 Module × 250 W)
- Speicher: 0,5 × 1,2 = 0,6 kWh → 1 kWh Speicher
- Investition: 1.500-2.500 Euro
- Autarkie: 85-95% (nur Sommer-Nutzung)
Beispiel 2: Wochenendhaus (Ganzjahres-Nutzung)
Verbrauch:
- Grundlast: 8 kWh/Tag
- Heizung (Wärmepumpe): 12 kWh/Tag (Winter)
- Gesamt Winter: 20 kWh/Tag = 1.800 kWh (3 Monate)
- Gesamt restliches Jahr: 8 kWh/Tag = 2.190 kWh
- Jahresverbrauch: 3.990 kWh ≈ 4.000 kWh
Dimensionierung:
- PV: 4.000 ÷ 1.000 = 4 kWp → 5-6 kWp (Überdimensionierung für Winter)
- Speicher: 5 × 1,5 = 7,5 kWh → 8 kWh Speicher
- Investition: 14.000-20.000 Euro
- Autarkie: 65-75% (mit Hybrid-Netzumschaltung im Winter)
Beispiel 3: Einfamilienhaus mit Vollautarkie-Anspruch
Verbrauch:
- Haushalt: 4.500 kWh/Jahr
- Wärmepumpe: 4.000 kWh/Jahr
- Gesamt: 8.500 kWh/Jahr
- Winter-Tagesverbrauch: 30 kWh/Tag
Dimensionierung (konservativ für 5 Autonomietage):
- PV: 8.500 ÷ 1.000 × 1,5 = 12,75 kWp → 15 kWp
- Speicher: 30 kWh/Tag × 2,5 Tage = 75 kWh → 25 kWh Speicher (realistisch erreichbar)
- Investition: 40.000-55.000 Euro
- Autarkie: 70-80% (im Winter Backup-Generator nötig)
- Backup-Generator: 3.000-5.000 Euro zusätzlich
Unsere Bewertung: Für Wohnhäuser unwirtschaftlich. Hybrid-System mit Netzumschaltung spart 15.000-25.000 Euro bei gleicher praktischer Autarkie.
Komponenten im Detail: Worauf Sie achten müssen
Der Laderegler: MPPT ist Pflicht
Der Laderegler schützt Ihre Batterie und optimiert die Energieausbeute.
PWM-Laderegler (veraltet):
- Funktionsweise: Einfache Spannungsregelung
- Effizienz: 75-80%
- Kosten: 100-300 Euro
- Empfehlung: Nur für Kleinstanlagen (<500 W)
MPPT-Laderegler (Standard):
- Funktionsweise: Maximum Power Point Tracking
- Effizienz: 95-98%
- Mehrertrag: 20-30% gegenüber PWM
- Kosten: 400-1.500 Euro
- Empfehlung: Pflicht für alle Anlagen >1 kWp
Konkretes Beispiel:
- 3-kWp-Anlage: 3.000 kWh/Jahr Ertrag
- Mit PWM: 2.400 kWh nutzbar (80% Effizienz)
- Mit MPPT: 2.850 kWh nutzbar (95% Effizienz)
- Mehrertrag: 450 kWh/Jahr
- Wert bei 0,35 €/kWh: 158 Euro/Jahr
- Amortisation MPPT-Mehrkosten: 3-5 Jahre
Der MPPT-Regler rechnet sich durch höheren Ertrag. Sparen Sie nicht an dieser Komponente.
Der Inselwechselrichter: Reine Sinuswelle ist Pflicht
Der Wechselrichter bildet Ihr 230-V-Hausnetz aus der Batteriespannung.
Modifizierte Sinuswelle (veraltet):
- Wellenform: Rechteck-Approximation
- Geeignet für: Glühlampen, Heizungen
- Probleme: Brummen bei Transformatoren, Defekte bei Elektronik
- Kosten: 300-600 Euro
- Empfehlung: Nicht verwenden
Reine Sinuswelle (Standard):
- Wellenform: Identisch mit Netzstrom
- Geeignet für: Alle Geräte
- Effizienz: 92-96%
- Kosten: 800-3.000 Euro
- Empfehlung: Pflicht für moderne Haushalte
Dimensionierung nach Spitzenlast:
Ihr Wechselrichter muss die höchste gleichzeitige Last abdecken.
Rechnen Sie 50 Prozent Reserve ein. Elektromotoren haben beim Anlauf den 2- bis 3-fachen Nennstrom.
Der Batteriespeicher: LiFePO4 ist die beste Wahl
Die Batterie ist die teuerste Komponente und bestimmt die Lebensdauer Ihres Systems.
Technologie-Vergleich:
Warum LiFePO4 sich lohnt:
Beispiel 10-kWh-Nutzkapazität benötigt:
Blei-Säure:
- Installierte Kapazität: 20 kWh (nur 50% nutzbar)
- Kosten: 20 × 300 = 6.000 Euro
- Lebensdauer: 3-5 Jahre
- Kosten über 20 Jahre: 24.000-30.000 Euro (4-6× Austausch)
LiFePO4:
- Installierte Kapazität: 11 kWh (90% nutzbar)
- Kosten: 11 × 650 = 7.150 Euro
- Lebensdauer: 15-20 Jahre
- Kosten über 20 Jahre: 7.150-14.300 Euro (0-1× Austausch)
LiFePO4 ist anfangs teurer, spart aber über die Lebensdauer 10.000-15.000 Euro.
Spannungsklassen: 12V, 24V oder 48V?
Die Systemspannung bestimmt Kabelquerschnitte und Effizienz.
12-V-Systeme:
- Geeignet für: Kleinstanlagen bis 500 W
- Vorteil: Einfache Komponenten verfügbar
- Nachteil: Hohe Ströme = dicke Kabel
- Beispiel: 1.000 W bei 12 V = 83 Ampere (Kabel: 25 mm²)
24-V-Systeme:
- Geeignet für: Kleine Anlagen bis 2 kW
- Vorteil: Guter Kompromiss
- Nachteil: Mittlere Verfügbarkeit
- Beispiel: 1.000 W bei 24 V = 42 Ampere (Kabel: 10 mm²)
48-V-Systeme:
- Geeignet für: Anlagen ab 3 kW
- Vorteil: Geringe Ströme, hohe Effizienz
- Nachteil: Teurere Komponenten
- Beispiel: 1.000 W bei 48 V = 21 Ampere (Kabel: 6 mm²)
Empfehlung: Ab 3 kWp immer 48-V-Systeme verwenden. Die Kabelersparnis gleicht die Mehrkosten aus.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Investitionskosten nach Systemgröße
Kleine Inselanlage (1-2 kWp):
- PV-Module (1,5 kWp): 1.200-1.800 Euro
- MPPT-Regler (30 A): 400-600 Euro
- Batterie LiFePO4 (2 kWh): 1.300-1.800 Euro
- Wechselrichter (1,5 kW): 600-900 Euro
- Montage & Kabel: 800-1.200 Euro
- Gesamt: 4.300-6.300 Euro
Mittlere Inselanlage (5-7 kWp):
- PV-Module (6 kWp): 4.500-6.500 Euro
- MPPT-Regler (60 A): 800-1.200 Euro
- Batterie LiFePO4 (8 kWh): 5.200-7.200 Euro
- Wechselrichter (5 kW): 1.500-2.500 Euro
- Montage & Kabel: 2.500-4.000 Euro
- Gesamt: 14.500-21.400 Euro
Große Inselanlage (10-15 kWp):
- PV-Module (12 kWp): 8.000-11.000 Euro
- MPPT-Regler (100 A): 1.500-2.500 Euro
- Batterie LiFePO4 (15 kWh): 9.750-13.500 Euro
- Wechselrichter (10 kW): 3.000-5.000 Euro
- Montage & Kabel: 4.000-6.000 Euro
- Gesamt: 26.250-38.000 Euro
Laufende Kosten über 20 Jahre
Wartung & Instandhaltung:
- Jährliche Inspektion: 150-300 Euro
- Reinigung PV-Module: 50-150 Euro (2×/Jahr)
- Kleinreparaturen: 100-200 Euro (durchschnittlich)
- Gesamt: 300-650 Euro/Jahr
Ersatz-Komponenten:
- Batterie-Austausch nach 15 Jahren: 5.000-15.000 Euro
- Wechselrichter-Austausch nach 12 Jahren: 1.500-3.000 Euro
- Laderegler-Austausch nach 15 Jahren: 500-1.000 Euro
20-Jahres-Gesamtkosten (6-kWp-Beispiel):
- Initiale Investition: 16.000 Euro
- Wartung (20 Jahre): 8.000 Euro
- Ersatzkomponenten: 7.000 Euro
- Gesamt: 31.000 Euro
Wirtschaftlichkeitsrechnung
Szenario: Gartenhaus mit Inselanlage vs. Netzanschluss
Option 1: Inselanlage
- Investition: 5.000 Euro (1,5 kWp + 2 kWh)
- Wartung 20 Jahre: 4.000 Euro
- Ersatz Batterie: 1.500 Euro
- Gesamt 20 Jahre: 10.500 Euro
Option 2: Netzanschluss
- Kabelverlegung (80 m): 8.000 Euro
- Strombezug (300 kWh/Jahr × 20 Jahre × 0,35 €/kWh): 2.100 Euro
- Grundgebühr (20 € × 12 × 20): 4.800 Euro
- Gesamt 20 Jahre: 14.900 Euro
Ersparnis Inselanlage: 4.400 Euro über 20 Jahre
Unsere Bewertung: Bei Entfernungen über 60 Meter rechnet sich die Inselanlage. Darunter ist Netzanschluss günstiger.
Schwarzstartfähigkeit: Notstrom bei Netzausfall
Was ist Schwarzstartfähigkeit?
Ein System ist schwarzstartfähig, wenn es nach komplettem Stromausfall selbstständig hochfährt – ohne externe Energie.
Normale netzgekoppelte PV-Anlage:
- Benötigt Netzspannung zum Starten
- Bei Netzausfall: Totalausfall
- Wiederanlauf: Nur wenn Netz zurück
Schwarzstartfähige Inselanlage:
- Startet aus Batterie
- Bei Netzausfall: System läuft weiter
- Wiederanlauf: Automatisch
Komponenten für Schwarzstartfähigkeit
Benötigte Ausstattung:
- Inselwechselrichter mit Schwarzstart-Funktion
- Batteriespeicher (Mindestsladung 20%)
- Lasttrennschalter (automatisch)
- Batterie-Management-System (BMS)
Zusatzkosten:
- Schwarzstart-fähiger Wechselrichter: +800-1.500 Euro
- Automatische Netzumschaltung: +400-800 Euro
- BMS mit Notstrom-Reserve: +200-400 Euro
- Gesamt Mehrkosten: 1.400-2.700 Euro
Hybrid-System: Das Beste aus beiden Welten
Für Wohnhäuser empfehlen wir Hybrid-Systeme statt reiner Inselanlagen.
Funktionsweise:
- Normal: System arbeitet autark (Off-Grid-Modus)
- Speicher leer: Automatische Umschaltung aufs Netz
- Netzausfall: System läuft weiter aus Batterie/PV
- Netz zurück: Manuelle Rückschaltung möglich
Vorteile gegenüber reiner Inselanlage:
- 25-30% kleinerer Speicher ausreichend
- Kostenersparnis: 5.000-8.000 Euro
- Praktisch gleiche Autarkie (95% der Zeit)
- Sicherheit im extremen Winter
Investitionsvergleich (8.500 kWh Jahresverbrauch):
Das Hybrid-System spart 14.000 Euro gegenüber der reinen Inselanlage bei praktisch gleicher Autarkie.
Häufige Fehler bei Inselanlagen
Fehler 1: Unterdimensionierter Speicher
Das Problem:Viele planen den Speicher nur für Sommer-Nächte (12-15 Stunden). Im Winter mit geringer Solarproduktion reicht das nicht.
Beispiel:
- Tagesverbrauch: 15 kWh
- Speicher: 8 kWh (nur 0,5 Tage)
- Resultat: Nach 12 Stunden ohne Sonne ist System tot
Die Lösung:
- Speicher für 2-3 Autonomietage dimensionieren
- Für 15 kWh Tagesverbrauch: 30-45 kWh Speicher
- Oder: Hybrid-System mit Netz-Backup
Fehler 2: Falsche Kabelquerschnitte
Das Problem:Zu dünne Kabel verursachen Spannungsverluste und Brandgefahr.
Faustregel VDE 0100:
- 6 mm² Kabel für 30 Ampere Dauerstrom
- 10 mm² Kabel für 50 Ampere
- 16 mm² Kabel für 80 Ampere
Beispiel 48-V-System mit 3.000 W:
- Strom: 3.000 W ÷ 48 V = 62,5 Ampere
- Benötigt: 16 mm² Kabel (nicht 10 mm²!)
- Kabellänge: Maximal 10 Meter bei 16 mm²
Die Konsequenz zu dünner Kabel:
- Spannungsabfall >5%
- Wirkungsgrad sinkt um 10-15%
- Brandgefahr durch Überhitzung
Fehler 3: Batterie in untemperierter Umgebung
Das Problem:Batterien verlieren bei Kälte bis zu 50 Prozent Kapazität.
Kapazitätsverlust nach Temperatur:
- +25°C: 100% Kapazität (Referenz)
- +15°C: 95% Kapazität
- +5°C: 85% Kapazität
- -5°C: 70% Kapazität
- -15°C: 50% Kapazität
Die Lösung:
- Batterie in isolierter Box installieren
- Idealtemperatur: 15-25°C
- Bei Bedarf: Aktive Temperierung (Heizmatte)
Fehler 4: Keine DC-Absicherung
Das Problem:Fehlende Sicherungen auf DC-Seite sind lebensgefährlich.
Pflicht-Sicherungen:
- DC-Schutzschalter nach jedem PV-String
- Überstromschutz vor Batterie
- Überspannungsschutz (Typ 2)
- FI-Schutzschalter Typ B (AC-Seite)
Warum Typ B FI-Schutzschalter?
Moderne Wechselrichter können Gleichfehlerströme erzeugen. Standard-FI (Typ A) erkennt diese nicht und kann "erblinden".
Kosten korrekte Absicherung:
- DC-Schutzschalter: 40-80 Euro pro String
- FI Typ B: 250-400 Euro (statt 50 Euro für Typ A)
- Überspannungsschutz: 80-150 Euro
- Gesamt Mehrkosten: 400-700 Euro
Diese Investition rettet im Ernstfall Leben.
DIY oder Fachbetrieb?
Was Sie selbst machen können
Einfache Arbeiten (erlaubt ohne Elektriker):
- Montagegestell aufbauen
- PV-Module auf Gestell befestigen
- Batteriegehäuse vorbereiten
- Kabel verlegen (ohne Anschluss)
Elektroarbeiten (nur mit Elektriker-Qualifikation):
- DC-Verkabelung der Module
- Anschluss Laderegler
- Batterie-Integration
- AC-Verkabelung
- Inbetriebnahme
Wann Sie einen Fachbetrieb brauchen
Zwingend Fachbetrieb bei:
- Systemen über 5 kWp
- Wechselrichtern über 3 kW
- Dreiphasigen Systemen
- Integration in Gebäudeinstallation
- Schwarzstartfähigkeit
Die Kosten lohnen sich:
- Gewährleistung: 2 Jahre auf Installation
- Versicherungsschutz: Schäden sind abgedeckt
- Korrekte Dimensionierung: Spart langfristig Geld
- Sicherheit: Professionelle Absicherung
Beispiel-Kalkulation 6-kWp-System:
- DIY-Bausatz: 12.000 Euro (Material)
- Eigene Arbeitszeit: 80-120 Stunden
- Risiko: Fehler kosten 2.000-5.000 Euro Mehrkosten
- Fachbetrieb komplett: 18.000 Euro
- Mehrkosten: 6.000 Euro
- Dafür: Gewährleistung, Versicherung, korrekte Funktion
Bei 42watt empfehlen wir Fachinstallation für alle Wohnanlagen. Für Gartenhäuser können technisch versierte Hausbesitzer kleinere Systeme (<2 kWp) selbst aufbauen – mit externer Abnahme der Elektroinstallation.
Häufige Fragen zu Inselanlagen
Brauche ich eine Genehmigung für eine Inselanlage?
Nein, echte Inselanlagen sind nicht genehmigungspflichtig.
Warum keine Genehmigung nötig:
- Keine Verbindung zum öffentlichen Netz
- Keine Rückwirkung auf Netzbetrieb
- Keine Einspeisevergütung
Aber Achtung: Das Baurecht kann trotzdem gelten.
Genehmigungspflichtig können sein:
- Montagegestell über 3 Meter Höhe
- Installation auf denkmalgeschützten Gebäuden
- Tiny House mit fester PV-Anlage (wird zu "Gebäude")
- Installationen in Naturschutzgebieten
Prüfen Sie die örtliche Landesbauordnung.
Kann ich eine Inselanlage später ans Netz anschließen?
Ja, technisch ist das möglich – aber aufwendig.
Benötigte Änderungen:
- Austausch Inselwechselrichter gegen Hybrid-Wechselrichter
- Installation Netzanschlusskasten
- Eichrechtskonforme Zähler
- Anmeldung beim Netzbetreiber
- Einhaltung VDE-AR-N 4105
Kosten für Umrüstung:
- Hybrid-Wechselrichter: 1.500-3.000 Euro
- Zähler & Netzanschluss: 800-1.500 Euro
- Elektriker für Umbau: 1.000-2.000 Euro
- Gesamt: 3.300-6.500 Euro
Einfacher umgekehrt: Netzgekoppelte Anlage mit Inselfunktion ausstatten kostet nur 1.500-2.500 Euro.
Wie lange hält ein Batteriespeicher?
Das hängt von der Technologie und Nutzung ab.
LiFePO4 (empfohlen):
- Zyklenfestigkeit: 6.000-10.000 Zyklen
- Bei 300 Zyklen/Jahr: 20-33 Jahre
- Praktische Lebensdauer: 15-20 Jahre
- Kapazitätsverlust: 0,5% pro Jahr
Lithium-Ion Standard:
- Zyklenfestigkeit: 3.000-5.000 Zyklen
- Bei 300 Zyklen/Jahr: 10-17 Jahre
- Praktische Lebensdauer: 8-12 Jahre
- Kapazitätsverlust: 1-1,5% pro Jahr
Blei-Säure (veraltet):
- Zyklenfestigkeit: 1.000-3.000 Zyklen
- Bei 300 Zyklen/Jahr: 3-10 Jahre
- Praktische Lebensdauer: 3-5 Jahre
- Kapazitätsverlust: 3-5% pro Jahr
Faktoren für längere Lebensdauer:
- Temperatur: 15-25°C optimal
- Ladezustand: Nicht dauerhaft unter 20%
- Ladezyklen: Flache Zyklen (20-80%) besser als Vollzyklen
- Qualität: Marken-BMS erhöht Lebensdauer um 20-30%
Funktioniert eine Inselanlage im Winter zuverlässig?
Nur mit korrekter Dimensionierung oder Backup-Lösung.
Realistische Winter-Erwartung:
- Solare Produktion: 15-25% vom Sommer
- Verbrauch: 120-150% vom Sommer
- Verhältnis: 6-10× mehr Verbrauch als Produktion
Mögliche Lösungen:
- Überdimensionierung (unwirtschaftlich)
- Hybrid-System mit Netzumschaltung (optimal)
- Backup-Generator (3.000-5.000 Euro)
- Reduzierter Winterverbrauch (Verhaltensänderung)
Unser Rat: Planen Sie im Winter mit nur 30-50 Prozent Autarkie. Die restlichen 50-70 Prozent brauchen eine Backup-Lösung.
Was passiert bei mehreren bewölkten Tagen?
Ihr System entlädt den Speicher schrittweise bis zur kritischen Grenze.
Typischer Ablauf (15 kWh Speicher, 15 kWh Tagesverbrauch):
Tag 1 (bewölkt): Produktion 3 kWh, Verbrauch 15 kWh
- Aus Speicher: 12 kWh
- Restkapazität: 3 kWh (20%)
Tag 2 (bewölkt): Produktion 2 kWh, Verbrauch 15 kWh
- Aus Speicher: 13 kWh
- Restkapazität: 0 kWh → System-Shutdown
Was dann passiert:
- BMS schaltet Wechselrichter ab (Tiefentladungsschutz)
- Keine Stromversorgung mehr
- Erst bei Sonnenschein wieder Betrieb
Lösung: Größerer Speicher oder Backup-Generator für kritische Lasten.
Zusammenfassung: Wann eine Inselanlage Sinn macht
Photovoltaik-Inselanlagen sind technisch ausgereift und zuverlässig. Sie bieten vollständige Unabhängigkeit vom Stromnetz. Aber: Sie sind deutlich teurer als netzgekoppelte Systeme und erreichen im Winter nur 30 bis 50 Prozent Autarkie.
Sinnvolle Anwendungen:
- Gartenhäuser ohne Netzanschluss (ab 60m Entfernung)
- Abgelegene Wochenendhäuser (ab 100m Entfernung)
- Mobile Anwendungen (Wohnmobile, Boote)
- Notstromversorgung für kritische Infrastruktur
Nicht sinnvoll für:
- Normale Wohnhäuser mit Netzanschluss
- Häuser mit Elektroheizung
- Systeme ohne Backup-Lösung für Winter
- Budgets unter 15.000 Euro (für Wohnanwendung)
Unsere Empfehlung für Wohnhäuser:
Statt reiner Inselanlage: Hybrid-System mit Netzumschaltung
- 95% der Zeit autark
- Netz als Backup im Winter
- 30-40% günstiger
- Gleiche praktische Unabhängigkeit
Bei 42watt planen wir Inselanlagen nur dort, wo sie wirklich sinnvoll sind. Für die meisten Hausbesitzer empfehlen wir netzgekoppelte Systeme mit Speicher – sie bieten 70 Prozent Autarkie bei halben Kosten und ohne Winter-Risiko.
Die 30 Minuten, die wir für die ehrliche Beratung investieren, können Ihnen 10.000 bis 20.000 Euro Fehlinvestition ersparen.
Noch mehr Energiekosten sparen?
Unsere Experten beraten Sie zu Ihrem optimalen Energiesystem.




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