Heizen mit Erdwärme: Tiefenbohrung
Ablauf einer Erdwärme-Tiefenbohrung
Phase 1: Vorbereitung (4-8 Wochen)
- Geologisches Gutachten erstellen (800-1.500€)
- Wasserrechtliche Genehmigung beantragen
- Bohrversicherung abschließen (500-1.000€, Pflicht!)
- Baustelleneinrichtung planen (10x5m Fläche)
Phase 2: Bohrung (1-2 Tage pro Sonde)5. Spülbohrverfahren bis 80-100m Tiefe6. Erdsonde einsetzen (Doppel-U-Rohr-System)7. Verfüllung mit Thermozement8. Druckprüfung der Soleleitung (6 Bar, 30 Minuten)
Phase 3: Anschluss (1 Tag)9. Verteileranlage im Keller installieren10. Wärmepumpe anschließen und in Betrieb nehmen
Bohrkosten nach Bodenbeschaffenheit
Lockere Böden (Sand, Kies) |
50 - 65 € / Meter |
Mittlere Böden (Lehm, Ton) |
65 - 80 € / Meter |
Harte Böden (Fels, Gestein) |
80 - 100 € / Meter |
Erforderliche Bohrtiefe berechnen
Formel: Heizlast (kW) × 20m/kW = Bohrtiefe (m)
Beispiele:
- 6 kW Heizlast: 120m Bohrtiefe (75€/m = 9.000€)
- 8 kW Heizlast: 160m = 2× 80m Bohrungen (12.000€)
- 12 kW Heizlast: 240m = 3× 80m Bohrungen (18.000€)
Heizen mit Erdwärme im Altbau
Voraussetzungen für Altbau-Sanierung
75% der Altbauten sind grundsätzlich für Erdwärmepumpen geeignet. Drei Faktoren sind entscheidend:
1. Energiebedarf: Maximal 150 kWh/m²/Jahr nach Sanierung2. Vorlauftemperatur: Unter 55°C bei Auslegungstemperatur3. Grundstücksgröße: Mindestens 100m² für Erdwärme-Erschließung
Erforderliche Sanierungsmaßnahmen
Dämmung (Pflicht!):
- Wände, Dach, Kellerdecke
- Reduziert Wärmebedarf um 30-50%
Heizkörper-Vergrößerung:
- Faktor 1,5-2,0 größere Heizkörper
- Oder Fußbodenheizung nachrüsten
Hydraulischer Abgleich:
- Optimierte Durchflussmengen
- Fördervoraussetzung
Niedertemperatur-Thermostate:
- Raumweise Regelung
- 10-15% Energieeinsparung
Realistische JAZ-Werte im Altbau
Gut saniert (<80 kWh/m²): JAZ 4,2-4,5Teilsaniert (80-120 kWh/m²): JAZ 3,8-4,2Basissaniert (120-150 kWh/m²): JAZ 3,5-3,8Unsaniert (>150 kWh/m²): Ungeeignet für Wärmepumpe
Stromverbrauch beim Heizen mit Erdwärme
Jährlicher Stromverbrauch nach Hausgröße
Wohnfläche |
Heizlast |
Stromverbrauch/Jahr (ca.) |
Stromkosten (bei 30ct/kWh) |
120 m² |
6 kW |
2.700 kWh |
810 € |
150 m² |
8 kW |
3.600 kWh |
1.080 € |
200 m² |
10 kW |
4.500 kWh |
1.350 € |
Warum so sparsam?
- JAZ 4,5: Aus 1 kWh Strom werden 4,5 kWh Wärme
- Konstante Effizienz ganzjährig
- Wärmepumpen-Stromtarif 5-8 ct/kWh günstiger
Heizen mit Erdwärme: Erfahrungen
Positive Langzeit-Erfahrungen (15+ Jahre Praxis)
Häufigste positive Erfahrungen:
- Konstant niedrige Heizkosten (planbare Budgets)
- Hohe Zuverlässigkeit (weniger Störungen als erwartet)
- Komfort-Gewinn (gleichmäßige Raumtemperaturen)
- Kühlfunktion im Sommer wird mehr genutzt als gedacht
Gelegentliche Probleme:
- Umwälzpumpen-Tausch alle 8-12 Jahre (400-600€)
- Sole-Nachfüllung bei Leckagen (150-300€)
- Wartung alle 2-3 Jahre (250-400€)
Forum-Diskussionen: Pro und Contra
Kritische Stimme:"Warum gibt's überhaupt noch WP mit Tiefenbohrung? Die Außentemperatur wird im Schnitt immer wärmer, Luftwärmepumpen werden immer effektiver. Die Tiefenbohrung kostet ein Schweinegeld."
Gegenargumentation:"Erdwärme ist wetterunabhängig, konstant effizient und bietet passive Kühlung. Bei 20+ Jahren Nutzung amortisiert sich der Mehrpreis locker."
Community-Fazit: Bei Langzeit-Nutzung über 15 Jahre und ausreichend Budget ist Erdwärme die beste Wahl. Bei knappem Budget oder kurzer Nutzungsdauer ist Luftwärmepumpe sinnvoller.
Heizen mit Erdwärme: Voraussetzungen
Geologische und rechtliche Voraussetzungen
Geologische Eignung:
- Bodenbeschaffenheit: Kies/Sand optimal, Fels schwierig
- Grundwasserstand: Mindestens 2m Abstand zu Kollektoren
- Bodentemperatur: Ab 1,5m Tiefe konstant über 7°C
Rechtliche Voraussetzungen:
- Wasserschutzgebiet: Zone III oft möglich, I+II verboten
- Altbergbau: Gefährdungskataster prüfen lassen
- Nachbarrecht: 3m Abstand zur Grundstücksgrenze
Technische Hausvoraussetzungen
Gebäude-Checkliste:
- Energiebedarf unter 150 kWh/m²/Jahr nach Sanierung
- Vorlauftemperatur maximal 55°C bei -12°C Außentemperatur
- Heizflächen ausreichend groß dimensioniert
- Stromanschluss: Drehstrom für Wärmepumpe ab 8 kW
Fazit: Heizen mit Erdwärme als Premium-Lösung
Heizen mit Erdwärme ist die effizienteste und langfristig günstigste Heizform - allerdings mit hohen Anfangsinvestitionen und komplexer Installation. Die Technologie ist ausgereift und zukunftssicher für die nächsten 25-50 Jahre.
Erdwärme ist optimal für:
- Neubauten jeder Größe (beste Effizienz möglich)
- Sanierte Altbauten mit Niedertemperatur-Heizsystem
- Langzeit-Nutzer (über 15 Jahre Wohndauer)
- Haushalte mit ausreichend Budget (über 25.000€ verfügbar)
- Grundstücke mit Platz für Erdwärme-Erschließung
Alternative Luftwärmepumpe wählen bei:
- Budget unter 20.000€ (Luftwärmepumpe günstiger)
- Wasserschutzgebieten (Erdwärme oft verboten)
- Sehr kleinen Grundstücken (unter 100m²)
- Kurzer Nutzungsdauer (unter 10 Jahre)
- Sehr hohem Energiebedarf im unsanierten Altbau
Die Investition in Erdwärme zahlt sich aus durch niedrigste Betriebskosten (590€/Jahr), höchste Effizienz (JAZ 4,5) und 70% KfW-Förderung. Mit einem Eigenanteil ab 8.400€ wird Erdwärme zur realistischen Option für Haushalte mit Langzeit-Perspektive und etabliert sich als Premium-Heizung für klimaneutrales und kostengünstiges Wohnen.