Maximilian Nestler
October 7, 2025
10
min
Wärmepumpe
Grundlagen

Heizen mit Erdwärme: Der komplette Ratgeber 2025 - Funktion, Kosten & Nachteile

Heizen mit Erdwärme nutzt die konstante Erdtemperatur von 7-12°C zur hocheffizienten Wärmegewinnung. Erdwärmepumpen erreichen Jahresarbeitszahlen von 4,0-5,5 und verursachen jährliche Betriebskosten ab 590 Euro. Die Gesamtinvestition beträgt 20.000-40.000 Euro, reduziert sich jedoch durch die 70% KfW-Förderung auf einen Eigenanteil ab 8.400 Euro. Verfügbar sind acht verschiedene Systeme - von Flächenkollektoren ab 18.000 Euro bis Tiefenbohrungen bis 40.000 Euro. Die Hauptnachteile sind hohe Anschaffungskosten und aufwendige Genehmigungsverfahren.

Inhaltsverzeichnis
Wärmepumpe Planen

unabhängig mit 42watt

Wie funktioniert Heizen mit Erdwärme?

Das Grundprinzip der Erdwärmeheizung

Heizen mit Erdwärme basiert auf der konstanten Temperatur des Erdreichs. Ab 1,5 Meter Tiefe herrschen ganzjährig 7-12°C, unabhängig von Außentemperatur und Jahreszeit. Pro 100 Meter zusätzlicher Tiefe steigt die Erdtemperatur um 3°C an.

Eine Erdwärmeheizung besteht aus sieben Hauptkomponenten:

  1. Wärmequelle: Konstante Erdtemperatur von 7-12°C
  2. Sole-Kreislauf: Wasser-Glykol-Gemisch transportiert Wärme
  3. Erdkollektor/Erdsonde: Wärmetauscher im Erdreich
  4. Wärmepumpe: Kompressor hebt Temperatur auf 35-55°C
  5. Verteilsystem: Fußbodenheizung oder Niedertemperatur-Heizkörper
  6. Speicher: Pufferspeicher für Heizung und Warmwasser
  7. Regelung: Außentemperaturgeführte Steuerung

Der vierstufige Wärmepumpenprozess

Schritt 1: VerdampfungDie Sole zirkuliert durch Erdkollektoren oder Erdsonden und nimmt Erdwärme bei 7-12°C auf. In der Wärmepumpe überträgt sie diese Energie an ein Kältemittel, das bereits bei niedrigen Temperaturen verdampft.

Schritt 2: KompressionEin elektrischer Kompressor verdichtet das gasförmige Kältemittel. Der Druck erhöht sich um Faktor 10-15, wodurch die Temperatur auf 60-80°C steigt.

Schritt 3: KondensationDas heiße Kältemittelgas kondensiert im Verflüssiger und gibt Wärme an den Heizkreislauf ab. Das Heizungswasser erwärmt sich auf 35-55°C für Heizung und Warmwasser.

Schritt 4: ExpansionEin Entspannungsventil reduziert den Druck schlagartig. Das Kältemittel kühlt ab und der Kreislauf beginnt von neuem.

Warum Erdwärmepumpen effizienter sind

Erdwärmepumpen erreichen Jahresarbeitszahlen von 4,5, während Luftwärmepumpen bei -15°C Außentemperatur nur JAZ 2,5 erreichen. Die Erdtemperatur bleibt konstant bei 10°C, wodurch der Kompressor eine 33% geringere Temperaturdifferenz überwinden muss. Dies reduziert den Stromverbrauch um 25-40% gegenüber Luftwärmepumpen.

Heizen mit Erdwärme: Kosten im Detail

Gesamtinvestition nach Gebäudetyp

Die Kostenstruktur teilt sich auf:

  • Sole-Wasser-Wärmepumpe: 10.000-19.000€
  • Installation und Zubehör: 2.000-15.000€
  • Flächenkollektoren: 2.000-10.000€
  • Erdwärmesonden: 6.000-20.000€ (100€ pro Bohrmeter)

KfW-Förderung reduziert Eigenanteil drastisch

Grundförderung: 30% für alle WärmepumpenEffizienzbonus: 5% für Erdwärmepumpen (JAZ ≥4,5)Geschwindigkeitsbonus: 20% bis Ende 2028Einkommensbonus: 30% für Haushalte unter 40.000€/JahrMaximalförderung: 70% von 30.000€ = 21.000€ Zuschuss

Bei einem 150m²-Einfamilienhaus mit 28.000€ Gesamtkosten beträgt der Eigenanteil mit 55% Förderung nur noch 12.600€. Mit allen Boni sinkt er auf 8.400€.

Betriebskosten im Systemvergleich

Gebäudetyp
Heizsystem Jährliche Betriebskosten (ca.)
Erdwärmepumpe 590 - 1.180 €
Luftwärmepumpe 880 - 1.620 €
Pelletheizung 1.400 - 2.500 €
Gasheizung 1.800 - 3.200 €
Ölheizung 2.100 - 3.800 €

Jährliche Betriebskosten nach Heizsystem:

  • Erdwärmepumpe: 590-1.180€
  • Luftwärmepumpe: 880-1.620€ (+35-50%)
  • Gasheizung: 1.800-3.200€ (+200%)
  • Ölheizung: 2.100-3.800€ (+250%)
  • Pelletheizung: 1.400-2.500€ (+140%)

Ein 150m²-Haus verbraucht jährlich 3.600 kWh Strom für 1.080€ bei 30 Cent/kWh. Wärmepumpen-Stromtarife sind 5-8 Cent günstiger und senken die Kosten auf 900-950€.

Monatliche Kosten für 150m²-Haus

Heizperiode (Oktober-April): 95-140€/MonatÜbergangszeit (Mai, September): 45-70€/MonatSommer (Juni-August): 25-40€/Monat (nur Warmwasser)Jahresschnitt: 68€/Monat

Heizen mit Erdwärme: Nachteile ehrlich bewertet

Die 5 Hauptnachteile in der Praxis

1. Hohe Anschaffungskosten (100% der Fälle)

  • 20.000-40.000€ Gesamtinvestition
  • 60-100% teurer als Luftwärmepumpen
  • Bohrrisiko mit möglichen Mehrkosten von 2.000-5.000€

2. Technische Komplexität (30% der Fälle)

  • Geologisches Gutachten erforderlich (800-1.500€)
  • Bohrrisiken: Grundwasser, Hohlräume, Felsgestein
  • Fehler bei Planung führen zu dauerhaft schlechter Effizienz

3. Genehmigungsverfahren (15% der Fälle)

  • 4-12 Wochen Genehmigungsdauer
  • Wasserschutzgebiete Zone I-II komplett verboten
  • Bergrecht ab 100m Tiefe (ab 2025: 400m)

4. Platzbedarf (50% der Fälle)

  • Flächenkollektoren: 150-400m² freie Fläche erforderlich
  • Tiefenbohrungen: Zufahrt für Bohrgerät (3,5m Breite, 4m Höhe)
  • Fläche über Kollektoren darf nicht versiegelt werden

5. Langzeitrisiken (5% der Fälle)

  • Erdreich-Auskühlung bei Überdimensionierung
  • Reparaturen an Sonden extrem aufwendig (8.000-15.000€)
  • Regeneration des Erdreichs muss gewährleistet sein

Wann Erdwärme nicht funktioniert

Erdwärme ist ungeeignet bei:

  • Wasserschutzgebieten Zone I-II (komplett verboten)
  • Altbergbau-Gebieten (Einsturzgefahr)
  • Sehr kleinen Grundstücken (<100m²)
  • Energiebedarf über 200 kWh/m²/Jahr
  • Nutzungsdauer unter 10 Jahren

Heizen mit Erdwärme: Tiefenbohrung

Ablauf einer Erdwärme-Tiefenbohrung

Phase 1: Vorbereitung (4-8 Wochen)

  1. Geologisches Gutachten erstellen (800-1.500€)
  2. Wasserrechtliche Genehmigung beantragen
  3. Bohrversicherung abschließen (500-1.000€, Pflicht!)
  4. Baustelleneinrichtung planen (10x5m Fläche)

Phase 2: Bohrung (1-2 Tage pro Sonde)5. Spülbohrverfahren bis 80-100m Tiefe6. Erdsonde einsetzen (Doppel-U-Rohr-System)7. Verfüllung mit Thermozement8. Druckprüfung der Soleleitung (6 Bar, 30 Minuten)

Phase 3: Anschluss (1 Tag)9. Verteileranlage im Keller installieren10. Wärmepumpe anschließen und in Betrieb nehmen

Bohrkosten nach Bodenbeschaffenheit

Lockere Böden (Sand, Kies) 50 - 65 € / Meter
Mittlere Böden (Lehm, Ton) 65 - 80 € / Meter
Harte Böden (Fels, Gestein) 80 - 100 € / Meter

Erforderliche Bohrtiefe berechnen

Formel: Heizlast (kW) × 20m/kW = Bohrtiefe (m)

Beispiele:

  • 6 kW Heizlast: 120m Bohrtiefe (75€/m = 9.000€)
  • 8 kW Heizlast: 160m = 2× 80m Bohrungen (12.000€)
  • 12 kW Heizlast: 240m = 3× 80m Bohrungen (18.000€)

Heizen mit Erdwärme im Altbau

Voraussetzungen für Altbau-Sanierung

75% der Altbauten sind grundsätzlich für Erdwärmepumpen geeignet. Drei Faktoren sind entscheidend:

1. Energiebedarf: Maximal 150 kWh/m²/Jahr nach Sanierung2. Vorlauftemperatur: Unter 55°C bei Auslegungstemperatur3. Grundstücksgröße: Mindestens 100m² für Erdwärme-Erschließung

Erforderliche Sanierungsmaßnahmen

Dämmung (Pflicht!):

  • Wände, Dach, Kellerdecke
  • Reduziert Wärmebedarf um 30-50%

Heizkörper-Vergrößerung:

  • Faktor 1,5-2,0 größere Heizkörper
  • Oder Fußbodenheizung nachrüsten

Hydraulischer Abgleich:

  • Optimierte Durchflussmengen
  • Fördervoraussetzung

Niedertemperatur-Thermostate:

  • Raumweise Regelung
  • 10-15% Energieeinsparung

Realistische JAZ-Werte im Altbau

Gut saniert (<80 kWh/m²): JAZ 4,2-4,5Teilsaniert (80-120 kWh/m²): JAZ 3,8-4,2Basissaniert (120-150 kWh/m²): JAZ 3,5-3,8Unsaniert (>150 kWh/m²): Ungeeignet für Wärmepumpe

Stromverbrauch beim Heizen mit Erdwärme

Jährlicher Stromverbrauch nach Hausgröße

Wohnfläche Heizlast Stromverbrauch/Jahr (ca.) Stromkosten (bei 30ct/kWh)
120 m² 6 kW 2.700 kWh 810 €
150 m² 8 kW 3.600 kWh 1.080 €
200 m² 10 kW 4.500 kWh 1.350 €

Warum so sparsam?

  • JAZ 4,5: Aus 1 kWh Strom werden 4,5 kWh Wärme
  • Konstante Effizienz ganzjährig
  • Wärmepumpen-Stromtarif 5-8 ct/kWh günstiger

Heizen mit Erdwärme: Erfahrungen

Positive Langzeit-Erfahrungen (15+ Jahre Praxis)

Häufigste positive Erfahrungen:

  • Konstant niedrige Heizkosten (planbare Budgets)
  • Hohe Zuverlässigkeit (weniger Störungen als erwartet)
  • Komfort-Gewinn (gleichmäßige Raumtemperaturen)
  • Kühlfunktion im Sommer wird mehr genutzt als gedacht

Gelegentliche Probleme:

  • Umwälzpumpen-Tausch alle 8-12 Jahre (400-600€)
  • Sole-Nachfüllung bei Leckagen (150-300€)
  • Wartung alle 2-3 Jahre (250-400€)

Forum-Diskussionen: Pro und Contra

Kritische Stimme:"Warum gibt's überhaupt noch WP mit Tiefenbohrung? Die Außentemperatur wird im Schnitt immer wärmer, Luftwärmepumpen werden immer effektiver. Die Tiefenbohrung kostet ein Schweinegeld."

Gegenargumentation:"Erdwärme ist wetterunabhängig, konstant effizient und bietet passive Kühlung. Bei 20+ Jahren Nutzung amortisiert sich der Mehrpreis locker."

Community-Fazit: Bei Langzeit-Nutzung über 15 Jahre und ausreichend Budget ist Erdwärme die beste Wahl. Bei knappem Budget oder kurzer Nutzungsdauer ist Luftwärmepumpe sinnvoller.

Heizen mit Erdwärme: Voraussetzungen

Geologische und rechtliche Voraussetzungen

Geologische Eignung:

  • Bodenbeschaffenheit: Kies/Sand optimal, Fels schwierig
  • Grundwasserstand: Mindestens 2m Abstand zu Kollektoren
  • Bodentemperatur: Ab 1,5m Tiefe konstant über 7°C

Rechtliche Voraussetzungen:

  • Wasserschutzgebiet: Zone III oft möglich, I+II verboten
  • Altbergbau: Gefährdungskataster prüfen lassen
  • Nachbarrecht: 3m Abstand zur Grundstücksgrenze

Technische Hausvoraussetzungen

Gebäude-Checkliste:

  • Energiebedarf unter 150 kWh/m²/Jahr nach Sanierung
  • Vorlauftemperatur maximal 55°C bei -12°C Außentemperatur
  • Heizflächen ausreichend groß dimensioniert
  • Stromanschluss: Drehstrom für Wärmepumpe ab 8 kW

Fazit: Heizen mit Erdwärme als Premium-Lösung

Heizen mit Erdwärme ist die effizienteste und langfristig günstigste Heizform - allerdings mit hohen Anfangsinvestitionen und komplexer Installation. Die Technologie ist ausgereift und zukunftssicher für die nächsten 25-50 Jahre.

Erdwärme ist optimal für:

  • Neubauten jeder Größe (beste Effizienz möglich)
  • Sanierte Altbauten mit Niedertemperatur-Heizsystem
  • Langzeit-Nutzer (über 15 Jahre Wohndauer)
  • Haushalte mit ausreichend Budget (über 25.000€ verfügbar)
  • Grundstücke mit Platz für Erdwärme-Erschließung

Alternative Luftwärmepumpe wählen bei:

  • Budget unter 20.000€ (Luftwärmepumpe günstiger)
  • Wasserschutzgebieten (Erdwärme oft verboten)
  • Sehr kleinen Grundstücken (unter 100m²)
  • Kurzer Nutzungsdauer (unter 10 Jahre)
  • Sehr hohem Energiebedarf im unsanierten Altbau

Die Investition in Erdwärme zahlt sich aus durch niedrigste Betriebskosten (590€/Jahr), höchste Effizienz (JAZ 4,5) und 70% KfW-Förderung. Mit einem Eigenanteil ab 8.400€ wird Erdwärme zur realistischen Option für Haushalte mit Langzeit-Perspektive und etabliert sich als Premium-Heizung für klimaneutrales und kostengünstiges Wohnen.

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